winner-Lexikon


ADS/ADHS
DYSKALKULIE KONZENTRATIONSSCHWÄCHE

MUKOVISZIDOSE
LEGASTHENIE LERNSTÖRUNG / LERNBEHINDERUNG

SEXUELLER MISSBRAUCH
SELBSTVERLETZUNGEN / RITZEN / SUIZIDVERSUCHE
 





Legasthenie - was ist das?

Legastheniker, drehen die nicht immer die Buchstaben um?“ So fragen die meisten Menschen, wenn sie eine Erklärung des Begriffs geben sollen. Bekannt ist dieses Problem spätestens seit dem 18. Jahrhundert.

Unter der Legasthenie (altgr.: λέγειν legein „sprechen“ (hier „lesen“, „schreiben“, „auslegen“) und ἀσθένεια astheneia „Schwäche“; unfähig sein auszulegen, Lese-Rechtschreibstörung; Lese-Rechtschreib-Schwäche; Lese-Rechtschreib-Schwierigkeit; LRS) versteht man eine massive und lang andauernde Störung des Erwerbs der Schriftsprache. Die betroffenen Personen (Legastheniker) haben Probleme mit der Umsetzung der gesprochenen zur geschriebenen Sprache und umgekehrt. Als Ursache werden eine genetische Disposition, Probleme der auditiven und visuellen Wahrnehmungsverarbeitung, der Verarbeitung der Sprache und vor allem der Phonologie angenommen. Die Störung tritt isoliert und erwartungswidrig auf, d. h. die schriftsprachlichen Probleme entstehen, ohne dass es eine plausible Erklärung wie eine generelle Minderbegabung oder schlechte Beschulung gibt. Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie geht davon aus, dass in Deutschland 4% der Schüler von einer Legasthenie betroffen sind. Bei frühzeitiger Erkennung können die Probleme meist kompensiert werden; je später eine Therapie ansetzt, desto geringer sind in der Regel die Effekte.

Die Intelligenz ist in keinem Fall verantwortlich für das Entstehen einer Legasthenie, da diese sowohl bei Menschen mit normal entwickelter Intelligenz, als auch bei Personen mit niedriger oder hoher Intelligenz auftreten kann.

 

Das Erscheinungsbild


Gemäß der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10, der Weltgesundheitsorganisation WHO) wird zwischen der Lese-Rechtschreibstörung (F81.0), der isolierten Rechtschreibstörung (F81.1) und einer kombinierten Störung schulischer Fertigkeiten (F81.3) unterschieden. Zu Beginn des Schriftspracherwerbs können Probleme beim Aufsagen des Alphabets, der Benennung von Buchstaben oder dem Bilden von Reimen auftreten. Später zeigen sich Leseprobleme, die folgende Formen annehmen können:

  • Auslassen, Verdrehen oder Hinzufügen von Wörtern oder Wortteilen

  • niedrige Lesegeschwindigkeit

  • Ersetzen von Buchstaben, Silben und Wörtern

  • Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern oder Verlieren der Zeile im Text

  • Vertauschen von Wörtern im Satz oder von Buchstaben in den Wörtern

  • Schwierigkeiten bei Doppellauten

Ebenso können Probleme im Leseverständnis auftreten, die sich folgendermaßen äußern:

  • Unfähigkeit, Gelesenes wiederzugeben, aus Gelesenem Schlüsse zu ziehen oder Zusammenhänge zu sehen

  • Gebrauch allgemeinen Wissens anstelle der Textinformationen beim Beantworten von Fragen

Diese Lese- und Rechtschreibfehler sind nicht nur typisch für Kinder mit Legasthenie. Alle Kinder, die das Lesen und Schreiben erlernen, machen anfänglich die gleichen Fehler in verschieden starkem Ausmaß. Bei den meisten Kindern nehmen die Probleme jedoch sehr rasch ab und verschwinden schließlich weitgehend. Kinder mit Legasthenie machen die Fehler wesentlich häufiger und die Probleme bleiben über lange Zeit stabil. Auffällig ist die enorme Inkonstanz der Fehler: Weder ist es möglich, stabile Fehlerprofile zu ermitteln, noch gibt es eine bestimmte Systematik der Fehler. Ein und dasselbe Wort wird immer wieder unterschiedlich falsch geschrieben.

Auch wenn eine Legasthenie nicht anhand der Fehlertypen diagnostiziert werden kann, so hat sich doch unter therapeutischen Gesichtspunkten eine Unterteilung der Fehler in die folgenden Fehlerarten als hilfreich erwiesen:

  • Phonemfehler als Verstöße gegen die lautgetreue Schreibung (Verstöße gegen die Buchstaben-Laut-Zuordnungsregeln, Probleme bei der Wortdurchgliederung: Auslassungen, Verdrehungen, Hinzufügungen)

  • Regelfehler als Verstöße gegen die regelhaften Abweichungen von der lautgetreuen Schreibung (Ableitungsfehler, Groß-/Kleinschreibungsfehler)

  • Speicherfehler oder Merkfehler als Verstöße gegen die regelhaften Abweichungen

  • Restfehler

Da es sich in der Praxis bewährt hat, eher auf den Stärken als auf den Schwächen der Schüler aufzubauen und vor allem auf ein positives Arbeitsklima Wert zu legen, sollten Fehlerbeobachtungen diskret und im Hintergrund durchgeführt werden.

Was genau liegt vor?

Primärlegasthenie

Darunter versteht man die eigentliche Legasthenie (spezielle LRS, Developmental Dyslexia). Sie ist genetisch bedingt und häufig hat es in der Familiengeschichte der Betroffenen bereits mehrere Fälle gegeben.

Sekundärlegasthenie

Eine sekundäre Lese- und Rechtschreibstörung oder Sekundärlegasthenie ist die Verstärkung einer Primärlegasthenie und hat psychische Ursachen. Sie ist auf das verringerte Selbstbewusstsein und die Frustration legasthener Kinder zurückzuführen, da diese (bei nicht erkannter Legasthenie) oft glauben, zu dumm oder zu faul zum Lernen zu sein. Psychische Ursachen können aber natürlich auch auf andere Gründe zurückgeführt werden, wie beispielsweise familiäre Umstände (Scheidung, Tod, Geburt von Geschwistern, etc.) oder Depressionen.

Dyslexie (Alexie)

Dyslexie beschreibt eine Lesestörung, der eine Schädigung des Gehirns zugrunde liegt. Diese Schädigung ist nicht angeboren, sie kann beispielsweise durch einen Unfall oder durch eine Gehirnentzündung entstehen. Tritt diese erst nach dem Erwerb der Lesefertigkeit auf, kann die Lesefertigkeit wieder verloren werden. Nach Ausheilung der Schädigung kann sie wiedererlangt werden.

Lese- Rechtschreibschwäche (LRS)

Im Gegensatz zur Legasthenie ist LRS nicht genetisch bedingt. Es kommt dabei zu schriftsprachlich ähnlichen Problemen wie bei einer Legasthenie. Die Ursachen für die Entstehung der Probleme liegen aber, wie gesagt, nicht im genetischen Bereich, sondern können von psychischen, physischen oder familiären Problemen herrühren. Auch eine unzureichende Beschulung bzw. eine niedrige Intelligenz kann eine LRS verursachen. Der Begriff der Lese-Rechtschreibschwäche ist verhältnismäßig neu und stammt aus der ehemaligen DDR, in der es bereits eigene LRS Klassen gegeben hat.

Dysgraphie (Agraphie)

Diese Rechtschreibstörung entsteht aus denselben Gründen wie die Dyslexie. Die Finger und die Hände können in diesem Fall normal bewegt werden, das Schreiben ist allerdings unmöglich, da die komplexe Koordination, die dieser Bewegung zugrunde liegt, vom Betroffenen nicht mehr ausführbar ist.

Analphabetismus

Lese- und Rechtschreibstörung, welche auf mangelnde Beschulung bzw. Förderung zurückzuführen ist. Diese kann auf häufigem Fernbleiben von der Schule, häufigen Schulwechseln oder Fremdsprachigkeit basieren. Der Analphabetismus kann durch ausreichende Übung rasch überwunden werden.

Lese- und Rechtschreibstörung aufgrund von Intelligenzminderung

Leistungsverminderung aufgrund eines IQs ≤ 70.

Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten bedingt durch körperliche oder neurologische Erkrankungen

Probleme können auch aufgrund von Seh- und/oder Hörstörungen, zerebralen Bewegungsstörungen oder Epilepsie entstehen.

Motorische Aphasie

Diese Beeinträchtigung des Sprechens tritt dann auf, wenn das Broca-Areal der linken Hemisphäre geschädigt ist. Die Broca’sche Region gilt als unser motorisches Sprachzentrum und ist daher vor allem für die Lautbildung zuständig. Eine Läsion in diesem Bereich kann von vorübergehenden Ausfällen der Sprache bis zum gänzlichen Verlust des Sprachvermögens führen. Die zum Sprechen benötigten Muskelpartien sind grundsätzlich intakt, sie können jedoch nicht mehr für die Bildung von Lauten und Wörtern koordiniert werden.

Sensorische Aphasie

Menschen, die von einer sensorischen Aphasie betroffen sind, haben Probleme mit dem Sprachverständnis, da die dafür zuständige Region der linken Hemispähre, die Wernicke’sche Region, beschädigt ist. Bei einer Legasthenie ist die Unterentwicklung in den Kulturtechniken also nicht auf ein Defizit der kognitiven Fähigkeiten, Analphabetismus, neurologische, sensorische, physische oder emotionale Störungen oder eine bestehende Dyslexie bzw. Dysgraphie zurückzuführen.

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Dyskalkulie

Dyskalkulie ist eine Entwicklungsverzögerung des mathematischen Denkens bei Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen (Synonyme sind Rechenschwäche oder Arithmasthenie). Es handelt sich um beständige Minderleistungen im Lernstoff des arithmetischen Grundlagenbereiches (Mächtigkeitsverständnis, Zahlbegriff, Grundrechenarten, Dezimalsystem), wobei die betroffenen Schüler mit ihrer subjektiven Logik in systematisierbarer Art und Weise Fehler machen, die auf begrifflichen Verinnerlichungsproblemen beruhen. Dabei lassen sich die Erscheinungen Nominalismus, Mechanismus und Konkretismus beobachten.

Dyskalkulie darf nicht mit dem Zahlenanalphabetismus verwechselt werden, der rechnerisches Unvermögen und die Schwäche, Sachverhalte in Zahlen darzustellen, beziehungsweise zahlenmäßig dargestellte Sachverhalte zu verstehen, bezeichnet.

Erscheinungsbild der Dyskalkulie

Nominalismus des Zahlbegriffs

Unter Nominalismus des Zahlbegriffs soll die Zuordnung von Zahlname und Ziffer/Symbol ohne ausgebildeten Zahlbegriff als kognitive Basis verstanden werden. Dies bedeutet, Kinder kennen die Zahlnamen und deren Reihenfolge auswendig, denken die zu Grunde liegenden Quantitäten jedoch nicht mit. Deshalb sind sie oft darauf angewiesen, Additionen und Subtraktionen rein zählend durchzuführen. Häufige Phänomene bei Nominalismus sind:

  • Verharren beim rein zählenden Operieren,

  • Transferleistungen können nicht erbracht werden; stets wird neu abgezählt,

  • enorme Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen, hohe Anstrengung und schnelle Erschöpfung bei der Bewältigung mathematischer Aufgaben; Berechnungen benötigen unverhältnismäßig viel Zeit und

  • keine Verbesserung der Defizite durch beständiges und extensives Üben; Geübtes wird schnell wieder vergessen oder es wird inhaltleer auswendig gelernt.

Mechanismus der Rechenverfahren

Mechanismus der Rechenverfahren umschreibt die unreflektierte mechanische Bewältigung mathematischer Aufgaben ohne Verständnis der zu Grunde liegenden Verfahrenstechniken. Dies kann zum Beispiel bei der Anwendung schriftlicher Rechenverfahren oder beim Lösen sog. analytischer Aufgaben (Gleichungen mit Platzhaltern) beobachtet werden. Auffällig bei mechanischen Rechenverfahren ist:

  • Duldung sich widersprechender Ergebnisse nebeneinander; „offensichtliche“ Rechenfehler werden nicht erkannt,

  • Fehleranfälligkeit der Mechanismen bei komplizierteren oder geänderten Aufgaben: Abweichungen in der Aufgabe führen schnell zu Irritationen bzw. zu falsch weiter geführten Mechanismen und

  • wahllose Verknüpfung von Größenangaben mit Operationen bei eingekleideten Aufgaben, um irgendwie zu einer Lösung zu gelangen; die Aufgabe kann nur wortwörtlich wiedergegeben werden.

Konkretismus beim handelnden Operieren

Unter Konkretismus beim handelnden Operieren wird das „Verhaftetsein“ des Schülers am Veranschaulichungsmittel verstanden, wobei auch Finger zu den Veranschaulichungsmitteln zählen. In diesem Fall tritt das Veranschaulichungsmittel nicht in der Funktion auf, Anzahl in einer bestimmten Weise zu repräsentieren, vielmehr wird der handelnde Umgang mit dem Mittel für das eigentliche Rechnen gehalten. Bei konkretistischem Handeln sind häufig folgende Punkte zu beobachten:

  • Berechnungen von mathematischen Aufgaben können ohne die Veranschaulichungsmittel nicht durchgeführt werden,

  • Klammern an vorgestellte oder plastische Zählhilfen und

  • unökonomische/kontralogische Verwendung von Veranschaulichungsmitteln.

Charakterisierung der Dyskalkulie

Diese drei Phänomene stehen nicht in einem disjunktiven Verhältnis zueinander, vielmehr ergänzen sie einander, da hier Rechenschwierigkeiten von verschiedenen Betrachtungsebenen aus beschrieben werden. Nominalismus bezieht sich auf die begriffliche Seite, auf die unausgebildete kognitive Verinnerlichung der Stoffinhalte. Mechanismus beschreibt aus praktischer Sicht die unverstandene Umgangsweise mit den Rechenverfahren. Konkretismus schließlich bezieht sich auf den unreflektierten Einsatz der Veranschaulichungsmaterialien.

Insgesamt handelt es sich um Kinder, bei denen das Fundament des mathematischen Verständnisses nicht oder nur sehr verschwommen vorhanden ist. Ein aufbauender mathematischer Gedanke kann nicht verstanden werden, weil die Grundlagen nicht zur Verfügung stehen. Jegliches Üben und Automatisieren ist hier vergeblich, da die Kerngedanken unerschlossen sind. Wenn z.B. Menge und Zahl mit gänzlich falschen Vorstellungen besetzt sind, kann die innere Logik des Stellenwertsystems nicht erarbeitet werden. In der modernen Förderpädagogik werden auch diejenigen Schüler berücksichtigt, deren Versagen auf unangemessene Beschulung, mangelnde Motivation und andere nicht-kognitive Faktoren zurückgeführt werden kann, da auch sie meist inhaltliche Defizite in Mathematik aufweisen.

Sind bestimmte Bedingungen des Lernens nicht erfüllt, müssen diese vorab hergestellt werden. Treten bei Schülern Anzeichen für außermathematische Beeinträchtigungen auf, wie zum Beispiel erhebliche psychische Probleme, gravierende sprachliche Defizite oder anderes, was ein diagnostisches oder lerntherapeutisches Gespräch unmöglich macht, ist dringend die Hilfe anderer Fachkräfte angeraten. Dies kann den mathematischen Lernprozess jedoch nicht ersetzen. Bei entsprechend diagnostizierten kognitiven Defiziten im rechnerischen Denken ist auch hier anschließend beziehungsweise begleitend eine angemessene mathematische Förderung nötig.

 

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Aufmerksamkeitsdefizit-/
Hyperaktivitätsstörung

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) (auch als Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätssyndrom oder Hyperkinetische Störung (HKS) bezeichnet) ist eine, bereits im Kindesalter beginnende psychische Störung, die sich primär durch leichte Ablenkbarkeit und geringes Durchhaltevermögen, sowie ein leicht aufbrausendes Wesen mit der Neigung zum Handeln ohne nachzudenken, häufig auch in Kombination mit Hyperaktivität (ADHS), auszeichnet. Etwa 3-10% aller Kinder zeigen Symptome im Sinne einer ADHS. Jungen werden deutlich häufiger diagnostiziert als Mädchen. Die Symptome können mit unterschiedlicher Ausprägung bis in das Erwachsenenalter hinein fortbestehen.

Es existieren weiterhin alternative Bezeichnungen und Abkürzungen, welche teilweise übereinstimmende Krankheitsbilder beschreiben, teilweise spezielle Ausprägungen bezeichnen. Verbreitet ist: Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS), inzwischen veraltet sind Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD) und Psychoorganisches Syndrom (POS). International sind die Bezeichnungen Attention Deficit/Hyperactivity Disorder (ADHD), bzw. Attention Deficit Disorder (ADD) üblich.

Die Aufmerksamkeitsdefizitstörung ist nach derzeitigem Stand ein multifaktoriell bedingtes Störungsbild, mit einer erblichen Disposition, welche die Ausbildung der Krankheit begünstigt. Auf neurobiologischer Ebene wird es unter anderem als striatofrontale Dysfunktion erklärt. Für den Verlauf und die individuelle Ausprägung spielen daneben psychosoziale Faktoren und Umweltbedingungen eine wichtige Rolle.

Unbehandelte Betroffene und ihre Angehörigen stehen meist unter erheblichem Leidensdruck. Versagen in Schule oder Beruf und die Entwicklung von weiteren psychischen Störungen sind häufig. Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad, den jeweiligen Symptomen sowie dem Alter des Betroffenen. Wegen der Komplexität der Störung wird angestrebt, verschiedene Behandlungsansätze zu einer auf den Patienten und sein soziales Umfeld zugeschnittenen Therapie zu kombinieren.

Vorkommen und Entwicklung der ADHS

Die Hyperaktivität war ehemals das einzige sichere Leitsymptom. Forschungsergebnisse zur Genese von ADHS seit 1990 führten dazu, dass heute mehr Betroffene als früher diagnostiziert werden können und sich das Geschlechterverhältnis zwischen betroffenen Frauen und Männern von 1:9 auf 1:3 verringerte. Die Prävalenzrate im Kindesalter wird in Deutschland mit 3,9% angegeben. Andere deutsche Erhebungen fanden bei 6-10 Jahre alten Kindern in 6% ein ADHS (nach DSM-IV). Verschiedene Autoren, die leicht betroffene und nicht therapiebedürftige Personen mit berücksichtigen, sprechen auch von Raten bis zu 25%.

ADHS betrifft nach den Kriterien des DSM-IV ca. 4-8% aller Schulkinder in Deutschland. Aus international an der allgemeinen Bevölkerung erhobenen Daten ergibt sich eine Häufigkeit von 9,2% (5,8-13,6%) für Jungen und 2,9% (1,9-4,5%) für Mädchen. Rein rechnerisch bedeutet das, dass in jedem Klassenzimmer durchschnittlich etwa ein betroffenes Kind sitzt. Nach DSM-IV Kriterien fand sich in einer Studie ein Geschlechterverhältnis von 2:1 Jungen zu Mädchen beim vorherrschend unaufmerksamen Subtyp und 5:1 beim hyperaktiv-impulsiven Subtyp. Jungen werden gegenüber Mädchen häufiger diagnostiziert, möglicherweise weil Mädchen häufiger unter ADS ohne Hyperaktivität leiden und dadurch seltener auffallen.

Die Prävalenz von ADHS im Erwachsenenalter wird mit 1,3% bis 4,7% angegeben (Quelle: Deutsches Ärzteblatt Ausgabe 37 vom 10. September 2004). Zwischen 30% und 70% der ADHS-betroffenen Jugendlichen behalten die Störung auch im Erwachsenenalter bei (Persistenz); hierzu ist die Forschung aber noch nicht abgeschlossen. Im Erwachsenenalter nimmt Hyperaktivität einen veränderten Charakter an, indem sie sich als erhöhte innere Unruhe auswirkt. ADHS betroffene zeigen verschiedene andere psychische Störungen z.B. Depressionen, Angststörungen und Störungen des Selbstbildes und Selbstwertgefühls, sowie soziale Phobien. Bei Frauen werden auch Essstörungen beobachtet. Betroffene beiderlei Geschlechts können Bulimie als Begleiterkrankung entwickelten.

ADHS im Erwachsenenalter ist seit 1995 bekannt und seit 2003 auch in Deutschland anerkannt.

Nach der übereinstimmenden Meinung vieler Neurologen und Psychologen sind heutzutage nicht mehr Kinder und Erwachsene betroffen als früher. ADHS tritt aber aktuell verstärkt und offensichtlicher zu Tage, so dass sich die Grenze zwischen nicht behandlungsbedürftigen und behandlungsbedürftigen Betroffenen in den letzten Jahrzehnten in Richtung der behandlungsbedürftigen Betroffenen verschoben hat. Die vermutete Ursache hierfür ist einerseits die weiter fortschreitende Vernetzung der Gesellschaft und die damit einhergehende Reizüberflutung durch ein Überangebot an Informationen, Kommunikation und medialen Reizen wie Fernsehen, Computer und Mobiltelefon und andererseits die deutlich erhöhten Anforderungen an jeden Einzelnen durch die immer schneller zunehmende Komplexität im privaten und beruflichen Leben sowie die immer häufiger vorzufindende Strukturlosigkeit in Familie, Schule und Gesellschaft. Aufgrund dieser Gegebenheiten sehen sich ADHS-Betroffene im Allgemeinen einer größeren Herausforderung gegenüber, ihr Leben zu gestalten.

Problematisch ist die Diagnosestellung, da die Kernsymptome auch als völlig normale Erscheinungen in den Entwicklungsphasen des Vorschulalters auftreten und die Unterscheidung zwischen Variationen der Norm und Auffälligkeit Eltern und Erziehern daher oft sehr schwer fällt. In einer Studie von Manfred Döpfner (Universität Köln) konnten einzelne Symptome bei bis zu 31% der Jungen festgestellt werden. Die notwendige Anzahl der Kriterien für eine ADHS-Diagnose erreichten hier aber nur 6% aller Kinder.

In den letzten 30 Jahren wurden zumeist Erziehungsfehler, Elternproblematik, Vernachlässigung und frühkindliche Traumata für die Ursachen von ADHS gehalten und die Störungen grundsätzlich als soziales und pädagogisches Problem angesehen. Heute geht man von einem integrativen Modell als Ursachen der Störung aus. In diesem Modell dienen sowohl die neurobiologischen als auch psychologische Ursachen als Erklärung für die Entstehung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung.

Ursachen der ADHS

Nach derzeitigem Forschungsstand ist von einer multifaktoriellen Verursachung von ADHS auszugehen, also dem Zusammenwirken mehrerer Faktoren. Bei ca. 50% der darauf untersuchten ADHS-Betroffenen besteht eine genetisch bedingte Anormalität der neuronalen Signalverarbeitung im Gehirn.

Davon sind insbesondere neuronale Regelkreise betroffen, die für die Regulation bzw. das Zusammenwirken von Motivation, Kognition, Emotion und dem Bewegungsverhalten verantwortlich sind. Da das Frontalhirn und das sogenannte Striatum (ein Teil der Basalganglien) in diesen Regelkreisen eine bedeutende Rolle spielen, spricht man auch von einer Striatofrontalen Dysfunktion. Diese ist zu einem Teil vererbt, eventuell aber auch pränatal, also während der Schwangerschaft erworben. Geschwister haben 3 bis 5 mal so häufig ADHS wie Nicht-Geschwister; die biologischen Eltern von ADHS-Erkrankten sind in etwa 18 Prozent der Fälle ebenfalls betroffen.

Persönlichkeitsbefragungen von ADHS-Patienten an den „Official Medical Centers“ der großen amerikanischen Universitäten ergaben, dass die Entwicklung des Krankheitsbildes bei den Befragten fast ausnahmslos davon abhing

  • in welchem Alter die Erkrankung diagnostiziert wurde

  • wie das Umfeld im familiären bzw. privaten Bereich, in der Schule und am Ausbildungsplatz bis zum Zeitpunkt der Diagnose reagierte.

Diese Bedingungen werden für den Verlauf der Erkrankung bis zum Zeitpunkt der Aufnahme medizinischer Maßnahmen in der ADHS-Forschung heute als sehr wesentlich eingeschätzt. Die rein medizinische Betrachtung reicht allerdings nicht aus. Das neurobiologische Erklärungsmodell muss durch psychologische Konzepte ergänzt werden. Auch ist nicht klar, ob die neurobiologischen Besonderheiten von aufmerksamkeitsgestörten Personen die Ursache ihrer Verhaltensauffälligkeiten bildet, oder ob diese nicht die Folge ungünstiger Nutzungsbedingungen, welche das Kind antrifft, darstellen. So gibt es nach R. Tannock heute keine unstrittigen biologischen Kennwerte, durch die es möglich ist, aufmerksamkeitsgestörte von unauffälligen Kindern verlässlich zu unterscheiden.

Im Laufe der Lebensentwicklung der ADHS-Betroffenen führt die Symptomatik oft zu verschiedenen psychosozialen Folgeerscheinungen, die wiederum Rückwirkungen auf den Störungsverlauf haben und die Entstehung von Folgeerkrankungen erheblich beeinflussen. Durch die neurobiologisch bedingte Störung der Selbstregulation und Impulskontrolle kommt es beispielsweise immer wieder zu Konflikten mit Eltern, Gleichaltrigen und Lehrern, was durch ungünstige Bedingungen in Familie und Schule noch verstärkt werden kann.

Da die Verhaltensschwierigkeiten keineswegs durchgängig in allen Situationen beobachtet werden können, werden von G. Lauth einige wichtige ergänzende psychologische Faktoren genannt, welche bei Aufmerksamkeitsstörungen vorgefunden werden können. Ein wichtiger Bestandteil der Krankheit ist die mangelnde Fähigkeit, einen angemessenen Belohnungs- und Bedürfnisaufschub zu akzeptieren. Den Betroffenen fehlt die Möglichkeit, sich in bestimmten, angemessenen Situationen selbst zu motivieren, vor allem dann, wenn eine längere Aufmerksamkeitsleistung erforderlich ist. Des Weiteren gilt aus psychologischer Sicht, dass es keine generelle Schwäche der Verhaltensregulation bei ADHS-Betroffenen gibt. Die mangelnde Verhaltensregulation tritt lediglich in ganz bestimmten Situationen auf, die bestimmte Bedingungen verlangen.

Bei besonderem aversiven, kontrollierenden und verhärtetem Erziehungsverhalten besteht ein erhöhtes Risiko, dass sich die Verhaltensprobleme des Kindes ausweiten und auch außerhalb der Familie auftreten. Dadurch wird oft eine Verstärkung der Symptomatik bewirkt sowie die Entstehung komorbider Symptome begünstigt (wie Leistungsdefizite, aggressives Verhalten und emotionale Störungen). Oft entsteht ein regelrechter Teufelskreis. Moderne Therapieansätze von ADHS streben daher neben der medizinischen und psychologischen Behandlung auch eine positive Gestaltung des Umfelds der Betroffenen an, da dieses für den Krankheitsverlauf mitverantwortlich ist. Bislang sind jedoch keine Faktoren bekannt, die eindeutig belegen, welche Bedingungen eine primäre Rolle für die Entstehung einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung spielen.

Wie erkennt man ADHS?

Kriterienkatalog nach ICD-10

A. Liegen mindestens drei dieser Aufmerksamkeitsschwierigkeiten in Bezug auf Alter und Entwicklungsstand nachweisbare Abweichung von Aufmerksamkeit und Aktivität zu Hause vor, kann man von ADHS sprechen:

  1. Kurze Dauer spontaner Aktivitäten.
  2. Mangelnde Ausdauer beim Spielen.
  3. Überhäufiges Wechseln zwischen verschiedenen Aktivitäten.
  4. Stark beeinträchtigte Ausdauer bei der Bewältigung von Aufgaben, die von Erwachsenen gestellt werden.
  5. Ungewöhnlich hohe Ablenkbarkeit während schulischer Arbeiten wie Hausaufgaben oder Lesen.
  6. Ständige motorische Unruhe (rennen, hüpfen, Füße wippen etc.).
  7. Bemerkenswert ausgeprägte Zappeligkeit und Bewegungsunruhe während spontaner Beschäftigungen.
  8. Bemerkenswert ausgeprägte Aktivität in Situationen, die relative Ruhe verlangen (wie z. B. Mahlzeiten, Reisen, Besuche, Gottesdienst).
  9. Schwierigkeiten, sitzen zu bleiben, wenn es verlangt wird.

B. Liegen mindestens drei dieser Aufmerksamkeitsschwierigkeiten in Bezug auf Alter und Entwicklungsstand nachweisbare Abweichung von Aufmerksamkeit und Aktivität im Kindergarten oder in der Schule kann man von ADHS sprechen:

  1. Außergewöhnlich geringe Ausdauer bei der Bewältigung von Aufgaben.
  2. Außergewöhnlich hohe Ablenkbarkeit, d.h. häufiges Zuwenden zu externen Stimuli.
  3. Überhäufiger Wechsel zwischen verschiedenen Aktivitäten, wenn mehrere zur Auswahl stehen.
  4. Extrem kurze Dauer von spielerischen Beschäftigungen.
  5. Beständige und exzessive motorische Unruhe (Rennen, Hüpfen, Füße wippen etc.) in Situationen, in denen freie Aktivität erlaubt ist.
  6. Bemerkenswert ausgeprägte Zappeligkeit und motorische Unruhe in strukturierten Situationen.
  7. Extrem viel Nebenaktivitäten bei der Erledigung von Aufgaben.
  8. Fehlende Fähigkeit, auf dem Stuhl sitzenbleiben zu können, wenn es verlangt wird.

C. Daneben darf es sich nicht um eine tiefgreifende Entwicklungsstörung (F84), Manie (F30), Depression (F32) oder Angststörung (F41) handeln, die Symptomatik sollte vor dem 6. Lebensjahr beginnen und mindestens 6 Monate andauern und der IQ muss einen Wert von 50 überschreiten.

Kriterienkatalog nach DSM-IV

Für eine Diagnose nach den Kriterien des DSM IV, müssen in den Bereichen der Unaufmerksamkeit oder der Hyperaktivität und Impulsivität, jeweils sechs (oder mehr) Symptome in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessen Ausmaß vorhanden gewesen sein.

Symptome der Unaufmerksamkeit
Sechs (oder mehr) der folgenden Symptome von Unaufmerksamkeit sind während der letzten sechs Monate in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessen Ausmaß vorhanden gewesen:

  1. beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei den Schularbeiten, bei der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten
  2. hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten
  3. scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere ihn/sie ansprechen
  4. führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen (nicht aufgrund oppositionellen Verhaltens oder Verständigungsschwierigkeiten)
  5. hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren
  6. vermeidet häufig oder hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt sich häufig nur widerwillig mit Aufgaben, die länger dauernde geistige Anstrengungen erfordern (wie Mitarbeit im Unterricht oder Hausaufgaben)
  7. verliert häufig Gegenstände, die für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt werden (z. B. Spielsachen, Hausaufgabenhefte, Stifte, Bücher oder Werkzeug)
  8. lässt sich oft durch äußere Reize leicht ablenken
  9. ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich

Hyperaktivität und Impulsivität
Sechs (oder mehr) der folgenden Symptome der Hyperaktivität und Impulsivität sind während der letzten sechs Monate beständig in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß vorhanden gewesen:

Symptome der Hyperaktivität
  1. zappelt häufig mit Händen oder Füssen oder rutscht auf dem Stuhl herum
  2. steht in der Klasse oder in Situationen, in denen Sitzen bleiben erwartet wird, häufig auf
  3. läuft herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann dies auf ein subjektives Unruhegefühl beschränkt bleiben)
  4. hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen
  5. ist häufig "auf Achse" oder handelt oftmals, als wäre er/sie "getrieben"
  6. redet häufig übermäßig viel
Symptome der Impulsivität
  1. platzt häufig mit Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist
  2. kann nur schwer warten, bis er/sie an der Reihe ist
  3. unterbricht und stört andere häufig (platzt z. B. in Gespräche oder Spiele anderer hinein)

Für eine Diagnose ist es wichtig, dass einige Symptome vor dem 7. Lebensjahr und in zwei oder mehr Bezugssystemen (z. B. Schule, Arbeitsplatz oder Zuhause) auftreten, sowie eine Beeinträchtigung im sozialen, Lernleistungs- oder beruflichen Bereich mit sich führen und nicht durch ein anderes psychisches Störungsbild besser erklärbar ist.

Behandlungsbedürftigkeit von ADHS

ADHS kann in drei Schweregrade eingeteilt werden:

  • Der leicht Betroffene hat zwar die biologische und genetische Prädisposition, bei ihm ist die Symptomatik aber nicht so stark ausgeprägt, dass er behandlungsbedürftig ist. Er besitzt eine höhere Kreativität, ist etwas weniger impulsgehemmt als normal und kann sich nicht so gut konzentrieren wie andere Menschen. Dafür bekommt er aber am Rande liegende Details sehr viel besser mit. Trotzdem ist eine frühzeitige Information des Betroffenen und seines Umfeldes über ADHS sowie eine psychosoziale Hilfestellung wichtig. Hierdurch kann ein Betroffener in seiner Entwicklung günstig beeinflusst werden und die negativen Symptome werden abgeschwächt.
  • Der mittelschwer Betroffene ist behandlungsbedürftig und leidet neben ADHS zunehmend unter Folgeerkrankungen. Er entwickelt aber keine Störung des Sozialverhaltens oder andere soziale Auffälligkeit. Unter Umständen ergreift er einen Beruf, für den er geistig deutlich überqualifiziert ist. Das Suizidrisiko ist ohne Behandlung erhöht, und die Wahrscheinlichkeit von Schulversagen und Versagen im Beruf nimmt zu.
  • Ein schwer Betroffener hat ein gestörtes Sozialverhalten und ein stark erhöhtes Risiko, ein Suchtverhalten zu entwickeln oder in die Kriminalität abzurutschen. Ohne Behandlung ist er nur schwer zu (re-)sozialisieren.

Mit einer umfassenden Prophylaxe und der Information des Umfeldes über die Störung kann man unter Umständen erreichen, dass sich die einzelnen Symptome weniger deutlich ausprägen, so dass ursprünglich schwerer Betroffene in eine schwächere Kategorie fallen. Hierbei ist aber zu bedenken, dass ein Großteil des Schweregrades neurobiologisch bedingt ist und daher nur begrenzt beeinflussbar ist.

Behandlung der ADHS

Ziel der Behandlung ist es, das individuell unterschiedlich vorhandene Potential auszuschöpfen, die sozialen Fähigkeiten auszubauen und eventuelle Begleitstörungen zu behandeln. Die Behandlung sollte multimodal erfolgen, das heißt, es sollten parallel mehrere Behandlungsschritte durchgeführt werden (z. B. Psychotherapie, Psychosoziale Interventionen, Coaching, Pharmakotherapie). Die Wahl der Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Störung. Meist kann eine Therapie ambulant erfolgen. Eine teilstationäre Therapie in einer Tagesgruppe oder in einer Tagesklinik bzw. eine Heimunterbringung oder eine stationäre Therapie ist vor allem bei einer besonders schwer ausgeprägten Symptomatik, besonders schwer ausgeprägten komorbiden Störungen (bspw. Störung des Sozialverhaltens), sowie bei mangelnden Ressourcen in Kindergarten oder Schule oder besonders ungünstigen psychosozialen Bedingungen notwendig. Eine nicht genügend erfolgreiche ambulante Therapie kann stationär oder teilstationär in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie fortgeführt werden.

Sonderfall: ADS/ADHS im Erwachsenenalter

Auch Erwachsene können naturgemäß davon betroffen sein. Sie bemerken an sich selbst eine Angst zu scheitern, bekommen ihren Alltag nicht geregelt, alles belastet sie über Gebühr. Sie haben das schon lange Zeit, haben aber nie den Weg zum Psychologen gefunden oder wissen, wo ihr Problem liegt und können teilweise damit umgehen. Es gibt einige Hauptsymptome wie

1) Unaufmerksamkeit

2) Hyperaktivität

3) Impulsivität

4) Vergesslichkeit und schlechtes Kurzzeitgedächtnis

5) Wirkt zerstreut und chaotisch

6) Soziale Kontakte und Kommunikation sind oft erschwert

7) Eigensinnigkeit/Eigenbrötler

8) Motivationsschübe brechen zusammen

9) Mangelndes Selbstwertgefühl

10) Stimmungsschwankungen

11) Potenzial und Verwirklichung (Leistung) klaffen auseinander

12) Unstetigkeit im Job

13) Depressionen

14) Angststörungen

15) Zwangshandlungen

16) Sucht

 

In vielen Fällen liegen Kombinationen von zwei oder mehreren Störungen nebeneinander.

Die Geschichte der Betroffenen ist durch Hyperaktivität und massive Schulprobleme, Isoliertheit und Verhaltensauffälligkeiten gekennzeichnet.

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Lernstörungen/Lernbehinderung

Der Begriff der Lernbehinderung existiert seit etwa 1960. Seitdem gab es einige Versuche, den Begriff zu definieren. Die eingängigste und plausibelste Definition liefert Kanter mit der These, dass eine Lernbehinderung ein „langandauerndes, schwerwiegendes und umfängliches Schulleistungsversagen“ bedeutet, das in der Regel mit einer Beeinträchtigung der Intelligenz einhergeht.

Für den Deutschen Bildungsrat kommen für die Lernbehindertenschule solche Schülerinnen und Schüler in Frage, bei denen

  • langandauerndes und umfassendes Schulleistungsversagen und
  • Minderbegabung vorliegt,

und die deswegen in der Grundschule oder in der Hauptschule nicht ausreichend individuell gefördert werden können.

Allen bisherigen Definitionsversuchen gemein ist, dass der Begriff der „Lernbehinderung“ nur im schulischen Kontext gesehen wird, so dass lediglich ein kleiner Ausschnitt des menschlichen Lernens darin widergespiegelt wird. Schröder (1996) schlägt vor, die Fachterminologie der Lernbehindertenpädagogik auf vier Begriffe zu begrenzen:

  • Lernschwierigkeiten treten auf, wenn schulische Leistungen (gleich in welcher Schulart) unterhalb tolerierbarer Abweichungen von Bezugsnormen liegen.
  • Lernbeeinträchtigungen „sind deren spezielle Formen, wenn es um Lernanforderungen der Grund- und Hauptschule [...] geht.“
  • Lernstörungen als die 'geringere' Form der Lernbehinderung, bezogen auf die drei Dimensionen Schwere, Umfang und Dauer.
  • Lernbehinderung (und zwar wieder nur im Sinne der Schule für Lernbehinderte) als schwerwiegende, umfängliche und dauerhafte Lernbeeinträchtigung.

Im Unterschied zu den Lernschwierigkeiten geht es hierbei also um Probleme bei den von der Gesellschaft definierten Mindestanforderungen.

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Sexueller Missbrauch

Was sagt die Statistik zu diesem Thema? Ca. 300.000 Kinder werden pro Jahr in Deutschland missbraucht. Schätzungen zufolge wird etwa jedes dritte bis vierte Mädchen und jeder siebte bis zehnte Junge bis zum 18. Lebensjahr einmal oder über Jahre hinweg missbraucht. Täter sind zu 98% Männer, die aus dem engsten Umfeld des Kindes kommen. Durchschnittlich 65 %–70 % der drogensüchtigen Mädchen wurden als Kind sexuell missbraucht. 

1) Was versteht man unter sexuellem Missbrauch? 

Damit sind eindeutig sexuelle Handlungen eines Erwachsenen mit einem Kind gemeint, wobei der Erwachsene das Kind als Objekt zur Befriedigung der eigenen sexuellen Bedürfnisse benutzt. Der Täter handelt in der Absicht, sich und/oder das Opfer sexuell zu erregen und einen Höhepunkt zu erleben. 

In den meisten Fällen ist der Täter ein Mann, und zwar in 98 % der Fälle, der dem Kind bekannt ist. Fast immer nutzt der Täter ein Macht- oder Abhängigkeitsverhältnis durch familiäre oder schulisch-pädagogische Positionen aus. Sexueller Missbrauch ist ein deutlicher Missbrauch von Macht, den Stärkere gegenüber Schwächeren ausüben. Je näher der Täter dem Kind steht, z.B. Vaterschaftsverhältnis, Freund der Mutter, Onkel, Vetter, desto schlimmer wird das Kind in der Fähigkeit, Vertrauen zu lernen, gehemmt. 

Die grundlegenden Bedürfnisse nach Schutz, Sicherheit, Bedeutung, Liebe, Geborgenheit, Anerkennung und Vergebung werden zutiefst verletzt und pervertiert. Die Voraussetzungen für seelische Gesundheit werden zerstört. 

2) Wie erkenne ich sexuellen Missbrauch?    

Körperliche Symptome 

Leider sind eindeutige Hinweise sehr selten. Oft sind es vage Aussagen des betroffenen Kindes, Aussagen anderer Beobachter oder eine Schwangerschaft. Es gibt aber auch andere sichtbare Anzeichen, die Missbrauch nahelegen. Zu den deutlichsten zählen körperliche Symptome: Verletzungen im Genitalbereich, Kratzspuren, Prügelspuren, Geschlechtskrankheiten. Der Kinderarzt sollte Auskunft geben können, ob das Kind einen Unfall hatte oder durch Gewalt so zugerichtet wurde. 

Emotionale und Verhaltensymptome 

Eltern sollten aufmerken, wenn ein Kind plötzlich sein Verhalten ändert, z.B. apathisch wird, obwohl es vorher aufgeweckt war, hyperaktiv, obwohl es vorher ruhig war, es plötzlich aufhört sich mitzuteilen oder an schulischen oder außerschulischen Unternehmungen nicht mehr teilnimmt, obwohl es früher mit Begeisterung dabei war. Auffällig sind auch Angst vor Bad und Schlafzimmern, vor Nacktheit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Albträume, Tagträume, Abgleiten in Fantasiewelten, nicht altersgemäße sexuelle Spiele bzw. sexualisierendes Verhalten, Veränderungen der Essgewohnheiten wie nervöses, unkonzentriertes Herumstochern im Essen, Essensverweigerung/Hungern oder aber auch zwanghaftes, übermäßiges Essen. Es treten ferner auf: Vertrauensverlust, Schuldgefühle, Schamgefühle, Ohnmacht, Angst, Rückzugsverhalten, geringes Selbstbewusstsein, zwanghaftes Verhalten, wie Wasch- und Duschzwänge. Wie kann man das erklären? 

3) Das Unmögliche nicht erleben wollen 

Sexueller Missbrauch erschüttert das Vertrauen in die Umgebung und die eigene Person sehr stark. Vertrauen heißt missbraucht werden und deshalb misstrauen missbrauchte Kinder folglich ihrer gesamten Umgebung. Sie unterliegen einem Redeverbot und verlieren deshalb auch das Vertrauen in die eigene Kraft und betrachten sich als wehr- und wertlos. 

Meistens besteht eine Beziehung zwischen Opfer und Täter, die durch Vertrauen, Angewiesensein und Zuneigung gekennzeichnet ist. Schuldig fühlen sich die Kinder, weil sie denken, selbst Anlass zu dem sexuellen Missbrauch gegeben zu haben oder sie bekommen sogar das Gefühl, selbst beteiligt zu sein, da sie nicht nein sagen konnten, mitgemacht haben. 

Ein ganz normaler psychischer Prozess, denn betroffene Kinder mögen oder lieben den Täter, suchen nach Entschuldigungen und Erklärungen für den Missbrauch. Die betroffenen Mädchen schämen sich für alles, für die ihnen zugefügten Verletzungen, für ihre Familie, für den Täter, sogar für eigenes Dasein. Sie fühlen sich beschmutzt, benutzt, ekeln sich vor sich selbst und empfinden eine große Hilflosigkeit: Sie werden gerade von dem gepeinigt, der ihnen eigentlich Schutz geben, sie anleiten und erziehen soll. 

Missbrauchsopfer verlieren meist völlig das Recht auf Selbstbestimmung, ihr Wille wird konstant gebrochen. Sie müssen blind gehorsam sein und schweigen. Angst wird zum dominierenden Gefühl: Angst vor sexuellen Angriffen, Angst vor Aufdeckung des Geheimnisses, vor Rufverlust für die Familie, vor der Umwelt, vor Verlust von Liebe. 

Die Ausweglosigkeit führt zu komplizierten psychischen Zerspaltungsmechanismen, die den Körper zu etwas Fremdem, Leblosem, Nichtdazugehörigem machen. Es findet eine Art Schizophrenisierung der Psyche statt, denn es passiert etwas, das nicht passieren darf, mit einem Körper, den die Betroffene gar nicht mehr kennen will. Das geteilte Selbst sucht sich Schutzräume und findet fast keine. Dort, wo es sich verstecken kann, hinter einem innerlichen Schutzwall, versucht es, nicht zugänglich zu sein für den Missbrauch, verliert aber auch die positiven Kontakte zu anderen. Das gesamte emotionale Erleben ist massiv erschüttert und gestört. 

4) Die Folgen des Missbrauchs 

  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Sprachstörungen und Legasthenie 
  • Hauterkrankungen 
  • Bauchschmerzen und Unterleibsschmerzen 
  • Schwangerschaften 
  • Blutungen 
  • Lähmungen 
  • Magersucht 
  • Esssucht 
  • Autoaggressionen 
  • Drogen- und Alkoholabhängigkeit 
  • Selbstverstümmelung (brennende Zigaretten auf der Haut ausdrücken, sich Schnitte beibringen, sich durch Schmerz spüren, Blut sehen)
  • Suizidversuche 
  • Arbeitssucht (zum Ausgleich des verletzten Selbstwertgefühls, extreme Leistungsorientierung, frühe finanzielle Unabhängigkeit vom Elternhaus) 
  • Einzelgängertum und Misstrauen 
  • distanzloses Verhalten 
  • frühe Heirat 
  • Streunen, Weglaufen aus dem Elternhaus 
  • Sicherheitsgefühl durch Gruppen- zugehörigkeit bei gleichzeitig ängstlichem Verhalten im Einzel- kontakt 
  • auffälliges Verhalten gegenüber be- stimmten Männer- und Frauentypen
  • altersunangemessenes Sexualverhalten (bei Mädchen extrem sexualisiertes Verhalten gegenüber Männern)

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Mukoviszidose

(pgk-Deutsches Grünes Kreuz) Schätzungen zufolge sind etwa 80.000 Menschen in Europa und Nordamerika betroffen. In Deutschland leben rund 8.000 bis 10.000 vor allem junge Menschen mit der bis heute unheilbaren und letztlich tödlich verlaufenden Krankheit. Jedes Jahr kommen rund 300 Kinder
mit Mukoviszidose auf die Welt.

Die Symptome
Mukoviszidose-Patienten leiden unter Atemnot und sind empfindlich für Infektionskrankheiten. Die Symptome werden oft mit Keuchhusten, Asthma, Bronchitis oder Zöliakie verwechselt. So liegt die Dunkelziffer ungefähr bei 50 Prozent.

Die Ursachen
Die Krankheit wird durch einen Gendefekt hervorgerufen und tritt nur auf, wenn beide Eltern die Anlage vererben. Die Betroffenen haben im Bauplan ihrer Zellen ein fehlerhaftes Gen, das der Körper braucht, um den Schleim im Darm und in den Lungenbläschen flüssig zu halten:
Das sogenannte CFTR-Gen (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator =
Regulator der Transmembran-Leitfähigkeit bei cystischer Fibrose) ist ein Eiweiß, das den
Ionentransport von Chlorid und Natrium reguliert. Ein Fehler auf dem Chromosom 7 ist Ursache für die Störung des Salz- und Wassertransports in die Körperzellen: Es bildet sich ein ständig zähflüssiges Sekret. Organe wie die Lunge, Bauchspeicheldrüse, Leber oder Darm werden so regelrecht vom Schleim verklebt und irreparabel geschädigt. Nach und nach geht den Betroffenen buchstäblich die Kraft zum Atmen aus.

Die Diagnosemöglichkeiten und Lebenserwartung
Mukoviszidose lässt sich relativ einfach durch den sogenannten Schweißtest in einer Kinderklinik oder durch eine genetische Untersuchung diagnostizieren. Schon im Mutterleib kann man per Ultraschall erste Hinweise auf eine Mukoviszidose finden: Veränderungen in Bauchspeicheldrüse und Darm oder ein diagnostizierter Mekoniumileus (Darmverschluss mit dem sogenannten Kindspech). Weitere Verdachtsmomente beim Neugeborenen sind Gedeihstörungen,
starkes Untergewicht, Verdauungsprobleme, fettige Stühle und/oder Verstopfung
oder Lungenentzündungen, die bereits im Säuglingsalter auftreten.
Dank immer früherer Diagnose und fortgeschrittener Therapien steigt die Lebenserwartung der Betroffenen kontinuierlich. Noch vor 20 Jahren starben die meisten Patienten im Kindesalter.
Während 1980 nur einer von hundert Betroffenen die Volljährigkeit erreichte, sind es
heute fast 50 Prozent. Ein heute Neugeborenes mit Mukoviszidose hat die Chance, 50 Jahre
und älter zu werden.

Wie wird Mukoviszidose behandelt?
Grundpfeiler der Behandlung ist zum einen das Ausscheiden des Schleims (Sekretelimination)
mit Hilfe von Krankengymnastik und Inhalationstherapie. Des Weiteren ist die Therapie der häufigen Atemwegsinfektionen durch Antibiotika und eine ausreichende Zufuhr von Nährstoffen, Energie und Vitaminen wichtig. Außerdem müssen die fehlenden Enzyme der
Bauchspeicheldrüse ersetzt werden. Wenn die Lunge schwer betroffen ist, kann eine Sauer- stoff-Therapie hinzukommen. Ziel ist es, Mangelzustände auszugleichen, Fehlfunktionen zu kompensieren, Organzerstörung und Funktionsausfall zu vermeiden.

Was kann man selbst tun?
Mukoviszidose-Betroffene profitieren von Bewegung, Spiel und Sport. Auch wissenschaftliche Untersuchungen widmen sich immer häufiger der Frage, ob durch sportliche Aktivitäten möglicherweise das Fortschreiten der Lungenschädigung verlangsamt werden kann.
Eine sinnvolle medizinische Behandlung schließt auch Rehabilitationsmaßnahmen in spezialisierten Einrichtungen am Meer oder in den Bergen ein (Klimatherapie). Bekannte Zentren gibt es zum Beispiel auf Amrum, Borkum, Norderney, Davos, Berchtesgaden oder De Haan (Belgien). Auch das Klima auf Gran Canaria, Mallorca, Fuerteventura oder in Israel ist hilfreich.
Die vorteilhafte Wirkung des Meeresklimas für die Atemwege ist schon seit Jahrhunderten
bekannt. Mit einem Mineraliengehalt von 30 Prozent ist das Wasser des Toten Meeres
zehnmal salziger als das Mittelmeer. Da die Luft am Toten Meer zudem bromhaltig ist, ist
ein Kuraufenthalt besonders für Kinder förderlich. Zusätzlich ist das Klima warm und trocken und die Luft nahezu allergenfrei.

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SELBSTVERLETZUNGEN / RITZEN / SUICIDVERSUCHE

      Ist jeder Ritzversuch von Schülern ein Hinweis auf eine psychische Erkrankung? Sicher nicht. Oft sind es nur Hilferufe nach mehr Aufmerksamkeit, weil etwas in der Betreuung nicht ausreicht oder das Kind einen gesteigerten Betreuungsbedarf hat. Vorsicht ist geboten, wenn Auffälligkeiten und Ströungen im psychischen Erleben auftreten. 

Versuchen Kinder, Jugendliche ihre Verhältnisse  durch  Schmerz erträglicher zu machen oder die auftauchenden negativen Gefühle durch Schmerz zu lindern, sind Differentialdiagnosen bei Psychiatern und Psychologen erforderlich.

Ein Forscherteam aus Mannheim und Heidelberg hat Hinweise darauf gefunden, warum Selbstverletzungen Patienten mit Borderline-Störung helfen, intensive Emotionen zu lindern. Solche Patienten empfinden häufig extreme positive und negative Gefühle und haben Schwierigkeiten, diese in den Griff zu bekommen. Wie die Wissenschaftler vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim nun zeigen konnten, dämpfen Schmerz-, aber auch Wärmereize offenbar die überschießenden Reaktionen des Gefühlszentrums im Gehirn der Betroffenen. Dies könnte dazu beitragen, die Mechanismen der Emotionsregulation genauer zu verstehen und sie möglicherweise auch zu beeinflussen.

Patienten mit einer Borderline-Störung nutzen häufig ungewöhnliche Methoden, um ihre starken negativen Gefühle in den Griff zu bekommen: Sie ritzen sich die Arme auf, trinken schädliche Substanzen oder verletzen sich mit einer brennenden Zigarette. Die Betroffenen berichten, dass dieses selbstverletzende Verhalten ihnen Erleichterung verschafft und ihren negativen Gefühlszustand lindert. Aber auch hier gibt es "Trittbrettfahrer", die das nur tun, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder ihren Status in der Peer-Group/Gruppe der Gleichaltrigen zu erhöhen.

Die Forscher um Inga Niedtfeld untersuchten  mit Hilfe der Magnet-Resonanztomographie (MRT), welche Regionen im Gehirn von Borderline-Patientinnen beim Betrachten negativer und neutraler Bilder aktiviert werden. Nach jeweils einigen Sekunden des Bilderbetrachtens folgte ein Wärmereiz, der entweder nicht schmerzhaft war oder eine für die entsprechende Probandin schmerzhafte Temperatur errLiegt keine Diagnose und nichts Greifbares vor (ADS/ADHS, Hyperaktivität), die Konzentrationsleistungen sind jedoch auffällig, sollten Eltern unbedingt zunächst an eine massive Reizüberflutung durch Medien, PC, Gameboys etc. denken. Das gesunde Gleichgewicht zwischen Hausaufgaben, Konzentration und Bewegung ist oft nicht gegeben. Vielmehr sitzen die Kinder viel zu lange vor dem PC oder dem Fernsehgerät, werden dabei mit Themen konfrontiert, die sie noch nicht richtig verstehen und verarbeiten können. Oder sie spielen PC Games, die ihrer kindlichen Psyche nicht zuträglich sind - zu brutal, zu reizstark etc.
An zweiter Stelle sollten Eltern an psychische Probleme bei ihren Kindern denken. Die Kinderpsyche ist sehr sensibel und verletzbar. Kinder (und auch Jugendliche) sind meitens nicht in der Lage, ihre psychischen Probleme oder Stressfaktoren mit Worten zum Ausdruck zu bringen. Aufällig ist allein das Verhalten, die mangelnde Konzentration. Manchmal sind die Ursachen einfach nicht greifbar, auch damit müssen Eltern eine Zeitlang leben.
Als Gegenmaßnahmen bieten sich gemeinsame und konzentrationsfördernde Spiele an. Auch Konzentrationsübungen, Entspannungen, Phantasiereisen und Erlernen von Lern- und Konzentrationsprozessen sind wichtig. Es darf dabei keine neue starke Belastung auftreten.eichte. Die Hirnaktivität wurde dabei weiterhin aufgezeichnet. Zusätzlich analysierten sie die Reaktion des Gehirns auf einen Wärmereiz, der entweder nicht schmerzhaft war oder eine für die Probanden schmerzhafte Temperatur erreichte. An der Untersuchung nahmen 23 Borderline-Patientinnen und 26 gesunde Frauen als Kontrollgruppe teil.


Die Analyse der Gehirnbilder ergab zunächst, dass bei Patientinnen mit Borderline-Störung im Vergleich zur Kontrollgruppe Hirnregionen stärker aktiviert waren, die an emotionalen Reaktionen beteiligt sind – und zwar sowohl bei negativen als auch bei neutralen Bildern. Diese Regionen umfassten die Amygdala, die Insula und das vordere Cingulum. Der Amygdala wird allgemein eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung negativer Gefühle zugeschrieben. Dieser Zusammenhang fand sich auch hier: Je aktiver die Amygdala der Probandinnen im Versuch war, desto größere Schwierigkeiten hatten sie, negative Gefühle zu regulieren.

Überraschenderweise wirkten sowohl die schmerzhaften als auch die nicht schmerzhaften Wärmereize diesem Effekt entgegen: Sie unterdrückten die Aktivierung der Amygdala. Dieser Effekt ließ sich in beiden Untersuchungsgruppen beobachten, war jedoch bei den Borderline-Patientinnen stärker. „Die Ergebnisse lassen sich mit der Annahme vereinbaren, dass schmerzhafte Reize Borderline-Patienten Erleichterung verschaffen können, weil sie die für Emotionen zuständigen Hirnregionen hemmen“, schreibt John Krystal, Herausgeber der Zeitschrift „Biological Psychiatry“, in einem Kommentar. Das Verständnis dieser Mechanismen könnte dazu beitragen, Strategien zu entwickeln, mit denen die Betroffenen ihre intensiven Gefühle in den Griff bekommen können, ohne sich dabei selbst zu schaden.

Suizidversuche:
Die Rate der Selbstmordversuche scheint bei männlichen Jugendlichen und jungen Männern unverändert, bei weiblichen Jugendlichen ist sie jedoch deutlich angestiegen. Langzeitaussagen können noch nicht getroffen werden, auch müssen so genannte Kohorteneffekte immer wieder dabei berücksichtigt werden (Besonderheiten bestimmter Geburtsjahrgänge).
Neben der Zunahme von Suizidversuchen bei weiblichen Jugendlichen wird eine Zunahme des sog. Verbalsuizids bei Kindern und Jugendlichen beobachtet. Dies ist die Bereitschaft von Kindern und Jugendlichen, Suiziddrohungen auszusprechen und damit ihre Umgebung zu irritieren. Jugendliche mit einer Borderline-Störung leiden an geringem Selbstwertgefühl,  Gefühlsschwankungen und starken Abneigung gegen sich selbst. Der tiefe Hass gegen den eigenen Körper  reicht von Selbstverletzungen bis zu Suizidversuchen. Therapien sind hier schwierig.

Der Anlass kann für Eltern und Außenstehende harmlos oder nichtig erscheinen, für das Kind oder den Jugendlichen jedoch von größter Bedeutung sein (Beispiel: weggelaufener Hund, nicht erfüllter Geschenkwunsch etc.). Die Motive sind tiefgreifender und kennzeichnen mehr die innere Erlebnisgeschichte als äußere Gegebenheiten. Subjektiv erlebte Kränkungs- und Entbehrungssituationen, vor allem bei Kindern Wünsche nach Wiedervereinigung mit einer toten Bezugsperson sind ein Appell an die Umgebung, der auf die eigene Befindlichkeit und Situation hinweisen soll (Hilfeschrei). Emotionale Mangelsituationen und Konflikte, disziplinarische Krisen und chronische Belastungen in Elternhaus und Schule weisen oft weit in die dem Suizidversuch vorausgehende Erlebnisgeschichte zurück. Henseler beschreibt den Vorgang der "narzißtischen" Kränkung und Entwicklung eines gestörten Selbstwertgefühls suizidgefährdeter Jugendlichen, gekennzeichnet durch raschen Wechsel von Gefühlen des Gehobenseins und der Selbstüberschätzung mit Phasen von extremer Niedergeschlagenheit. Sexueller Missbrauch spielt bei 60% von Borderline-Patienten eine Rolle. Ambulante Behandlungen sind oft nicht ausreichend.

Belastende familiäre Ereignisse ("Life events") nehmen eine zentrale Stellung in der Enstehungsgeschichte kindlicher und jugendlicher Suizidhandlungen ein. Dazu gehört auch die Vermeidung eines drohenden Verlusts eines Elternteils, z.B. durch Scheidung. In der Endphase findet sich oft eine aktuelle Häufung der Probleme und eine Zunahme der inneren und äußeren Abkapselung.

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Konzentrationsschwäche

Liegt keine Diagnose und nichts Greifbares vor (ADS/ADHS, Hyperaktivität), die Konzentrationsleistungen sind jedoch auffällig, sollten Eltern unbedingt zunächst an eine massive Reizüberflutung durch Medien, PC, Gameboys etc. denken. 

Das gesunde Gleichgewicht zwischen Hausaufgaben, Konzentration und Bewegung ist oft nicht gegeben. Vielmehr sitzen die Kinder viel zu lange vor dem PC oder dem Fernsehgerät, werden dabei mit Themen konfrontiert, die sie noch nicht richtig verstehen und verarbeiten können. Oder sie spielen PC Games, die ihrer kindlichen Psyche nicht zuträglich sind - zu brutal, zu reizstark etc.

An zweiter Stelle sollten Eltern an psychische Probleme bei ihren Kindern denken. Die Kinderpsyche ist sehr sensibel und verletzbar. Kinder (und auch Jugendliche) sind meitens nicht in der Lage, ihre psychischen Probleme oder Stressfaktoren mit Worten zum Ausdruck zu bringen. Aufällig ist allein das Verhalten, die mangelnde Konzentration. Manchmal sind die Ursachen einfach nicht greifbar, auch damit müssen Eltern eine Zeitlang leben.

Als Gegenmaßnahmen bieten sich gemeinsame und konzentrationsfördernde Spiele an. Auch Konzentrationsübungen, Entspannungen, Phantasiereisen und Erlernen von Lern- und Konzentrationsprozessen sind wichtig. Es darf dabei keine neue starke Belastung auftreten.


 

 

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