Gemäß der
Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10,
der Weltgesundheitsorganisation WHO) wird zwischen der Lese-Rechtschreibstörung
(F81.0), der isolierten Rechtschreibstörung (F81.1) und einer
kombinierten Störung schulischer Fertigkeiten (F81.3)
unterschieden. Zu Beginn des Schriftspracherwerbs können
Probleme beim Aufsagen des Alphabets, der Benennung von Buchstaben oder
dem Bilden von Reimen auftreten. Später zeigen sich
Leseprobleme, die folgende Formen annehmen können:
Ebenso können Probleme im
Leseverständnis auftreten, die sich folgendermaßen
äußern:
Diese Lese- und Rechtschreibfehler
sind nicht nur typisch für Kinder mit Legasthenie. Alle
Kinder, die das Lesen und Schreiben erlernen, machen
anfänglich die gleichen Fehler in verschieden starkem
Ausmaß. Bei den meisten Kindern nehmen die Probleme jedoch
sehr rasch ab und verschwinden schließlich weitgehend. Kinder
mit Legasthenie machen die Fehler wesentlich häufiger und die
Probleme bleiben über lange Zeit stabil. Auffällig
ist die enorme Inkonstanz der Fehler: Weder ist es möglich,
stabile Fehlerprofile zu ermitteln, noch gibt es eine bestimmte
Systematik der Fehler. Ein und dasselbe Wort wird immer wieder
unterschiedlich falsch geschrieben.
Auch wenn eine Legasthenie nicht
anhand der Fehlertypen diagnostiziert werden kann, so hat sich doch
unter therapeutischen Gesichtspunkten eine Unterteilung der Fehler in
die folgenden Fehlerarten als hilfreich erwiesen:
Da es sich in der Praxis
bewährt hat, eher auf den Stärken als auf den
Schwächen der Schüler aufzubauen und vor allem auf
ein positives Arbeitsklima Wert zu legen, sollten Fehlerbeobachtungen
diskret und im Hintergrund durchgeführt werden.
Dyskalkulie ist eine
Entwicklungsverzögerung des mathematischen Denkens bei
Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen (Synonyme sind Rechenschwäche
oder Arithmasthenie). Es handelt sich um
beständige Minderleistungen im Lernstoff des arithmetischen
Grundlagenbereiches (Mächtigkeitsverständnis,
Zahlbegriff, Grundrechenarten, Dezimalsystem), wobei die betroffenen
Schüler mit ihrer subjektiven Logik in systematisierbarer Art
und Weise Fehler machen, die auf begrifflichen
Verinnerlichungsproblemen beruhen. Dabei lassen sich die Erscheinungen
Nominalismus, Mechanismus und Konkretismus beobachten.
Dyskalkulie darf nicht mit dem
Zahlenanalphabetismus verwechselt werden, der rechnerisches
Unvermögen und die Schwäche, Sachverhalte in Zahlen
darzustellen, beziehungsweise zahlenmäßig
dargestellte Sachverhalte zu verstehen, bezeichnet.
Diese drei Phänomene stehen
nicht in einem disjunktiven Verhältnis zueinander, vielmehr
ergänzen sie einander, da hier Rechenschwierigkeiten von
verschiedenen Betrachtungsebenen aus beschrieben werden. Nominalismus
bezieht sich auf die begriffliche Seite, auf die unausgebildete
kognitive Verinnerlichung der Stoffinhalte. Mechanismus beschreibt aus
praktischer Sicht die unverstandene Umgangsweise mit den
Rechenverfahren. Konkretismus schließlich bezieht sich auf
den unreflektierten Einsatz der Veranschaulichungsmaterialien.
Insgesamt handelt es sich um Kinder,
bei denen das Fundament des mathematischen Verständnisses
nicht oder nur sehr verschwommen vorhanden ist. Ein aufbauender
mathematischer Gedanke kann nicht verstanden werden, weil die
Grundlagen nicht zur Verfügung stehen. Jegliches Üben
und Automatisieren ist hier vergeblich, da die Kerngedanken
unerschlossen sind. Wenn z.B. Menge und Zahl mit gänzlich
falschen Vorstellungen besetzt sind, kann die innere Logik des
Stellenwertsystems nicht erarbeitet werden. In der modernen
Förderpädagogik werden auch diejenigen
Schüler berücksichtigt, deren Versagen auf
unangemessene Beschulung, mangelnde Motivation und andere
nicht-kognitive Faktoren zurückgeführt werden kann,
da auch sie meist inhaltliche Defizite in Mathematik aufweisen.
Sind bestimmte Bedingungen des
Lernens nicht erfüllt, müssen diese vorab hergestellt
werden. Treten bei Schülern Anzeichen für
außermathematische Beeinträchtigungen auf, wie zum
Beispiel erhebliche psychische Probleme, gravierende sprachliche
Defizite oder anderes, was ein diagnostisches oder lerntherapeutisches
Gespräch unmöglich macht, ist dringend die Hilfe
anderer Fachkräfte angeraten. Dies kann den mathematischen
Lernprozess jedoch nicht ersetzen. Bei entsprechend diagnostizierten
kognitiven Defiziten im rechnerischen Denken ist auch hier
anschließend beziehungsweise begleitend eine angemessene
mathematische Förderung nötig.
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/
Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
(auch als Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätssyndrom
oder Hyperkinetische Störung (HKS)
bezeichnet) ist eine, bereits im Kindesalter beginnende psychische
Störung, die sich primär durch leichte Ablenkbarkeit
und geringes Durchhaltevermögen, sowie ein leicht
aufbrausendes Wesen mit der Neigung zum Handeln ohne nachzudenken,
häufig auch in Kombination mit Hyperaktivität (ADHS),
auszeichnet. Etwa 3-10% aller Kinder zeigen Symptome im Sinne einer
ADHS. Jungen werden deutlich häufiger diagnostiziert als
Mädchen. Die Symptome können mit unterschiedlicher
Ausprägung bis in das Erwachsenenalter hinein fortbestehen.
Es existieren weiterhin alternative
Bezeichnungen und Abkürzungen, welche teilweise
übereinstimmende Krankheitsbilder beschreiben, teilweise
spezielle Ausprägungen bezeichnen. Verbreitet ist:
Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS),
inzwischen veraltet sind Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD)
und Psychoorganisches Syndrom (POS). International sind die
Bezeichnungen Attention Deficit/Hyperactivity Disorder (ADHD),
bzw. Attention Deficit Disorder (ADD)
üblich.
Die
Aufmerksamkeitsdefizitstörung ist nach derzeitigem Stand ein
multifaktoriell bedingtes Störungsbild, mit einer erblichen
Disposition, welche die Ausbildung der Krankheit begünstigt.
Auf neurobiologischer Ebene wird es unter anderem als striatofrontale
Dysfunktion erklärt. Für den Verlauf und die
individuelle Ausprägung spielen daneben psychosoziale Faktoren
und Umweltbedingungen eine wichtige Rolle.
Unbehandelte Betroffene und ihre
Angehörigen stehen meist unter erheblichem Leidensdruck.
Versagen in Schule oder Beruf und die Entwicklung von weiteren
psychischen Störungen sind häufig. Die Behandlung
richtet sich nach dem Schweregrad, den jeweiligen Symptomen sowie dem
Alter des Betroffenen. Wegen der Komplexität der
Störung wird angestrebt, verschiedene
Behandlungsansätze zu einer auf den Patienten und sein
soziales Umfeld zugeschnittenen Therapie zu kombinieren.
Vorkommen
und Entwicklung der ADHS
Die Hyperaktivität war
ehemals das einzige sichere Leitsymptom. Forschungsergebnisse zur
Genese von ADHS seit 1990 führten dazu, dass heute mehr
Betroffene als früher diagnostiziert werden können
und sich das Geschlechterverhältnis zwischen betroffenen
Frauen und Männern von 1:9 auf 1:3 verringerte. Die
Prävalenzrate im Kindesalter wird in Deutschland mit 3,9%
angegeben. Andere deutsche Erhebungen fanden bei 6-10 Jahre alten
Kindern in 6% ein ADHS (nach DSM-IV). Verschiedene Autoren, die leicht
betroffene und nicht therapiebedürftige Personen mit
berücksichtigen, sprechen auch von Raten bis zu 25%.
ADHS betrifft nach den Kriterien des
DSM-IV ca. 4-8% aller Schulkinder in Deutschland. Aus international an
der allgemeinen Bevölkerung erhobenen Daten ergibt sich eine
Häufigkeit von 9,2% (5,8-13,6%) für Jungen und 2,9%
(1,9-4,5%) für Mädchen. Rein rechnerisch bedeutet
das, dass in jedem Klassenzimmer durchschnittlich etwa ein betroffenes
Kind sitzt. Nach DSM-IV Kriterien fand sich in einer Studie ein
Geschlechterverhältnis von 2:1 Jungen zu Mädchen beim
vorherrschend unaufmerksamen Subtyp und 5:1 beim hyperaktiv-impulsiven
Subtyp. Jungen werden gegenüber Mädchen
häufiger diagnostiziert, möglicherweise weil
Mädchen häufiger unter ADS ohne
Hyperaktivität leiden und dadurch seltener auffallen.
Die Prävalenz von ADHS im
Erwachsenenalter wird mit 1,3% bis 4,7% angegeben (Quelle: Deutsches
Ärzteblatt Ausgabe 37 vom 10. September 2004). Zwischen 30%
und 70% der ADHS-betroffenen Jugendlichen behalten die Störung
auch im Erwachsenenalter bei (Persistenz); hierzu ist die Forschung
aber noch nicht abgeschlossen. Im Erwachsenenalter nimmt
Hyperaktivität einen veränderten Charakter an, indem
sie sich als erhöhte innere Unruhe auswirkt. ADHS betroffene
zeigen verschiedene andere psychische Störungen z.B.
Depressionen, Angststörungen und Störungen des
Selbstbildes und Selbstwertgefühls, sowie soziale Phobien. Bei
Frauen werden auch Essstörungen beobachtet. Betroffene
beiderlei Geschlechts können Bulimie als Begleiterkrankung
entwickelten.
ADHS im Erwachsenenalter ist seit
1995 bekannt und seit 2003 auch in Deutschland anerkannt.
Nach der übereinstimmenden
Meinung vieler Neurologen und Psychologen sind heutzutage nicht mehr
Kinder und Erwachsene betroffen als früher. ADHS tritt aber
aktuell verstärkt und offensichtlicher zu Tage, so dass sich
die Grenze zwischen nicht behandlungsbedürftigen und
behandlungsbedürftigen Betroffenen in den letzten Jahrzehnten
in Richtung der behandlungsbedürftigen Betroffenen verschoben
hat. Die vermutete Ursache hierfür ist einerseits die weiter
fortschreitende Vernetzung der Gesellschaft und die damit einhergehende
Reizüberflutung durch ein Überangebot an
Informationen, Kommunikation und medialen Reizen wie Fernsehen,
Computer und Mobiltelefon und andererseits die deutlich
erhöhten Anforderungen an jeden Einzelnen durch die immer
schneller zunehmende Komplexität im privaten und beruflichen
Leben sowie die immer häufiger vorzufindende Strukturlosigkeit
in Familie, Schule und Gesellschaft. Aufgrund dieser Gegebenheiten
sehen sich ADHS-Betroffene im Allgemeinen einer
größeren Herausforderung gegenüber, ihr
Leben zu gestalten.
Problematisch ist die
Diagnosestellung, da die Kernsymptome auch als völlig normale
Erscheinungen in den Entwicklungsphasen des Vorschulalters auftreten
und die Unterscheidung zwischen Variationen der Norm und
Auffälligkeit Eltern und Erziehern daher oft sehr schwer
fällt. In einer Studie von Manfred Döpfner
(Universität Köln) konnten einzelne Symptome bei bis
zu 31% der Jungen festgestellt werden. Die notwendige Anzahl der
Kriterien für eine ADHS-Diagnose erreichten hier aber nur 6%
aller Kinder.
In den letzten 30 Jahren wurden
zumeist Erziehungsfehler, Elternproblematik, Vernachlässigung
und frühkindliche Traumata für die Ursachen von ADHS
gehalten und die Störungen grundsätzlich als soziales
und pädagogisches Problem angesehen. Heute geht man von einem
integrativen Modell als Ursachen der Störung aus. In diesem
Modell dienen sowohl die neurobiologischen als auch psychologische
Ursachen als Erklärung für die Entstehung der
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung.
Ursachen
der ADHS
Nach derzeitigem Forschungsstand ist
von einer multifaktoriellen Verursachung von ADHS auszugehen, also dem
Zusammenwirken mehrerer Faktoren. Bei ca. 50% der darauf untersuchten
ADHS-Betroffenen besteht eine genetisch bedingte Anormalität
der neuronalen Signalverarbeitung im Gehirn.
Davon sind insbesondere neuronale
Regelkreise betroffen, die für die Regulation bzw. das
Zusammenwirken von Motivation, Kognition, Emotion und dem
Bewegungsverhalten verantwortlich sind. Da das Frontalhirn und das
sogenannte Striatum (ein Teil der Basalganglien) in diesen Regelkreisen
eine bedeutende Rolle spielen, spricht man auch von einer Striatofrontalen
Dysfunktion. Diese ist zu einem Teil vererbt, eventuell aber
auch pränatal, also während der Schwangerschaft
erworben. Geschwister haben 3 bis 5 mal so häufig ADHS wie
Nicht-Geschwister; die biologischen Eltern von ADHS-Erkrankten sind in
etwa 18 Prozent der Fälle ebenfalls betroffen.
Persönlichkeitsbefragungen
von ADHS-Patienten an den „Official Medical
Centers“ der großen amerikanischen
Universitäten ergaben, dass die Entwicklung des
Krankheitsbildes bei den Befragten fast ausnahmslos davon abhing
-
in welchem Alter die Erkrankung
diagnostiziert wurde
-
wie das Umfeld im
familiären bzw. privaten Bereich, in der Schule und am
Ausbildungsplatz bis zum Zeitpunkt der Diagnose reagierte.
Diese Bedingungen werden
für den Verlauf der Erkrankung bis zum Zeitpunkt der Aufnahme
medizinischer Maßnahmen in der ADHS-Forschung heute als sehr
wesentlich eingeschätzt. Die rein medizinische Betrachtung
reicht allerdings nicht aus. Das neurobiologische
Erklärungsmodell muss durch psychologische Konzepte
ergänzt werden. Auch ist nicht klar, ob die neurobiologischen
Besonderheiten von aufmerksamkeitsgestörten Personen die
Ursache ihrer Verhaltensauffälligkeiten bildet, oder ob diese
nicht die Folge ungünstiger Nutzungsbedingungen, welche das
Kind antrifft, darstellen. So gibt es nach R. Tannock heute keine
unstrittigen biologischen Kennwerte, durch die es möglich ist,
aufmerksamkeitsgestörte von unauffälligen Kindern
verlässlich zu unterscheiden.
Im Laufe der Lebensentwicklung der
ADHS-Betroffenen führt die Symptomatik oft zu verschiedenen
psychosozialen Folgeerscheinungen, die wiederum Rückwirkungen
auf den Störungsverlauf haben und die Entstehung von
Folgeerkrankungen erheblich beeinflussen. Durch die neurobiologisch
bedingte Störung der Selbstregulation und Impulskontrolle
kommt es beispielsweise immer wieder zu Konflikten mit Eltern,
Gleichaltrigen und Lehrern, was durch ungünstige Bedingungen
in Familie und Schule noch verstärkt werden kann.
Da die Verhaltensschwierigkeiten
keineswegs durchgängig in allen Situationen beobachtet werden
können, werden von G. Lauth einige wichtige
ergänzende psychologische Faktoren genannt, welche bei
Aufmerksamkeitsstörungen vorgefunden werden können.
Ein wichtiger Bestandteil der Krankheit ist die mangelnde
Fähigkeit, einen angemessenen Belohnungs- und
Bedürfnisaufschub zu akzeptieren. Den Betroffenen fehlt die
Möglichkeit, sich in bestimmten, angemessenen Situationen
selbst zu motivieren, vor allem dann, wenn eine längere
Aufmerksamkeitsleistung erforderlich ist. Des Weiteren gilt aus
psychologischer Sicht, dass es keine generelle Schwäche der
Verhaltensregulation bei ADHS-Betroffenen gibt. Die mangelnde
Verhaltensregulation tritt lediglich in ganz bestimmten Situationen
auf, die bestimmte Bedingungen verlangen.
Bei besonderem aversiven,
kontrollierenden und verhärtetem Erziehungsverhalten besteht
ein erhöhtes Risiko, dass sich die Verhaltensprobleme des
Kindes ausweiten und auch außerhalb der Familie auftreten.
Dadurch wird oft eine Verstärkung der Symptomatik bewirkt
sowie die Entstehung komorbider Symptome begünstigt (wie
Leistungsdefizite, aggressives Verhalten und emotionale
Störungen). Oft entsteht ein regelrechter Teufelskreis.
Moderne Therapieansätze von ADHS streben daher neben der
medizinischen und psychologischen Behandlung auch eine positive
Gestaltung des Umfelds der Betroffenen an, da dieses für den
Krankheitsverlauf mitverantwortlich ist. Bislang sind jedoch keine
Faktoren bekannt, die eindeutig belegen, welche Bedingungen eine
primäre Rolle für die Entstehung einer
Aufmerksamkeitsdefizitstörung spielen.
Wie erkennt man
ADHS?
Kriterienkatalog
nach ICD-10
A. Liegen mindestens drei dieser
Aufmerksamkeitsschwierigkeiten in Bezug auf Alter und Entwicklungsstand
nachweisbare Abweichung von Aufmerksamkeit und Aktivität zu
Hause vor, kann man von ADHS sprechen:
- Kurze Dauer spontaner Aktivitäten.
- Mangelnde Ausdauer beim Spielen.
- Überhäufiges Wechseln zwischen
verschiedenen Aktivitäten.
- Stark beeinträchtigte Ausdauer bei der
Bewältigung von Aufgaben, die von Erwachsenen gestellt werden.
- Ungewöhnlich hohe Ablenkbarkeit
während schulischer Arbeiten wie Hausaufgaben oder Lesen.
- Ständige motorische Unruhe (rennen,
hüpfen, Füße wippen etc.).
- Bemerkenswert ausgeprägte Zappeligkeit und
Bewegungsunruhe während spontaner Beschäftigungen.
- Bemerkenswert ausgeprägte Aktivität
in Situationen, die relative Ruhe verlangen (wie z. B.
Mahlzeiten, Reisen, Besuche, Gottesdienst).
- Schwierigkeiten, sitzen zu bleiben, wenn es verlangt
wird.
B. Liegen
mindestens drei dieser Aufmerksamkeitsschwierigkeiten in Bezug auf
Alter und Entwicklungsstand nachweisbare Abweichung von Aufmerksamkeit
und Aktivität im Kindergarten oder in der Schule
kann man von ADHS sprechen:
- Außergewöhnlich geringe Ausdauer
bei der Bewältigung von Aufgaben.
- Außergewöhnlich hohe
Ablenkbarkeit, d.h. häufiges Zuwenden zu externen Stimuli.
- Überhäufiger Wechsel zwischen
verschiedenen Aktivitäten, wenn mehrere zur Auswahl stehen.
- Extrem kurze Dauer von spielerischen
Beschäftigungen.
- Beständige und exzessive motorische Unruhe
(Rennen, Hüpfen, Füße wippen etc.) in
Situationen, in denen freie Aktivität erlaubt ist.
- Bemerkenswert ausgeprägte Zappeligkeit und
motorische Unruhe in strukturierten Situationen.
- Extrem viel Nebenaktivitäten bei der
Erledigung von Aufgaben.
- Fehlende Fähigkeit, auf dem Stuhl
sitzenbleiben zu können, wenn es verlangt wird.
C. Daneben darf es sich nicht um eine
tiefgreifende
Entwicklungsstörung (F84), Manie
(F30), Depression (F32) oder Angststörung (F41)
handeln, die Symptomatik
sollte vor dem 6. Lebensjahr beginnen und mindestens 6 Monate andauern
und der IQ muss einen Wert von 50 überschreiten.
Kriterienkatalog
nach DSM-IV
Für eine Diagnose nach den Kriterien des DSM
IV, müssen in den Bereichen der Unaufmerksamkeit oder der
Hyperaktivität und Impulsivität, jeweils sechs (oder
mehr) Symptome in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu
vereinbarenden und unangemessen Ausmaß vorhanden gewesen sein.
Symptome der Unaufmerksamkeit
Sechs (oder mehr) der folgenden Symptome von Unaufmerksamkeit sind
während der letzten sechs Monate in einem mit dem
Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessen
Ausmaß vorhanden gewesen:
- beachtet häufig Einzelheiten nicht oder
macht Flüchtigkeitsfehler bei den Schularbeiten, bei der
Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten
- hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die
Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten
- scheint häufig nicht zuzuhören,
wenn andere ihn/sie ansprechen
- führt häufig Anweisungen anderer
nicht vollständig durch und kann Schularbeiten, andere
Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen (nicht
aufgrund oppositionellen Verhaltens oder
Verständigungsschwierigkeiten)
- hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und
Aktivitäten zu organisieren
- vermeidet häufig oder hat eine Abneigung
gegen oder beschäftigt sich häufig nur widerwillig
mit Aufgaben, die länger dauernde geistige Anstrengungen
erfordern (wie Mitarbeit im Unterricht oder Hausaufgaben)
- verliert häufig Gegenstände, die
für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt
werden (z. B. Spielsachen, Hausaufgabenhefte, Stifte,
Bücher oder Werkzeug)
- lässt sich oft durch
äußere Reize leicht ablenken
- ist bei Alltagstätigkeiten häufig
vergesslich
Hyperaktivität und
Impulsivität
Sechs (oder mehr) der folgenden Symptome der Hyperaktivität
und Impulsivität sind während der letzten sechs
Monate beständig in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes
nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß vorhanden
gewesen:
- Symptome der Hyperaktivität
- zappelt häufig mit Händen oder
Füssen oder rutscht auf dem Stuhl herum
- steht in der Klasse oder in Situationen, in denen
Sitzen bleiben erwartet wird, häufig auf
- läuft herum oder klettert exzessiv in
Situationen, in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen oder
Erwachsenen kann dies auf ein subjektives Unruhegefühl
beschränkt bleiben)
- hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen
oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu
beschäftigen
- ist häufig "auf Achse" oder handelt oftmals,
als wäre er/sie "getrieben"
- redet häufig
übermäßig viel
- Symptome der Impulsivität
- platzt häufig mit Antworten heraus, bevor
die Frage zu Ende gestellt ist
- kann nur schwer warten, bis er/sie an der Reihe ist
- unterbricht und stört andere häufig
(platzt z. B. in Gespräche oder Spiele anderer hinein)
Für eine Diagnose ist es wichtig, dass einige
Symptome vor dem 7. Lebensjahr und in zwei oder mehr Bezugssystemen
(z. B. Schule, Arbeitsplatz oder Zuhause) auftreten, sowie
eine Beeinträchtigung im sozialen, Lernleistungs- oder
beruflichen Bereich mit sich führen und nicht durch ein
anderes psychisches Störungsbild besser erklärbar ist.
Behandlungsbedürftigkeit
von ADHS
ADHS kann in drei Schweregrade eingeteilt werden:
- Der leicht Betroffene hat zwar die biologische und
genetische Prädisposition,
bei ihm ist die Symptomatik aber nicht so stark ausgeprägt,
dass er behandlungsbedürftig ist. Er besitzt eine
höhere Kreativität, ist etwas weniger impulsgehemmt
als normal und kann sich nicht so gut konzentrieren wie andere
Menschen. Dafür bekommt er aber am Rande liegende Details sehr
viel besser mit. Trotzdem ist eine frühzeitige Information des
Betroffenen und seines Umfeldes über ADHS sowie eine
psychosoziale Hilfestellung wichtig. Hierdurch kann ein Betroffener in
seiner Entwicklung günstig beeinflusst werden und die
negativen Symptome werden abgeschwächt.
- Der mittelschwer Betroffene ist
behandlungsbedürftig und leidet neben ADHS zunehmend unter
Folgeerkrankungen. Er entwickelt aber keine Störung des
Sozialverhaltens oder andere soziale Auffälligkeit. Unter
Umständen ergreift er einen Beruf, für den er geistig
deutlich überqualifiziert ist. Das Suizidrisiko ist ohne
Behandlung erhöht, und die Wahrscheinlichkeit von
Schulversagen und Versagen im Beruf nimmt zu.
- Ein schwer Betroffener hat ein gestörtes
Sozialverhalten und ein stark erhöhtes Risiko, ein
Suchtverhalten zu entwickeln oder in die Kriminalität
abzurutschen. Ohne Behandlung ist er nur schwer zu (re-)sozialisieren.
Mit einer umfassenden Prophylaxe und der Information des
Umfeldes über die Störung kann man unter
Umständen erreichen, dass sich die einzelnen Symptome weniger
deutlich ausprägen, so dass ursprünglich schwerer
Betroffene in eine schwächere Kategorie fallen. Hierbei ist
aber zu bedenken, dass ein Großteil des Schweregrades
neurobiologisch bedingt ist und daher nur begrenzt beeinflussbar ist.
Behandlung der
ADHS
Ziel der Behandlung ist es, das individuell
unterschiedlich vorhandene Potential auszuschöpfen, die
sozialen Fähigkeiten auszubauen und eventuelle
Begleitstörungen zu behandeln. Die Behandlung sollte multimodal
erfolgen, das heißt, es sollten parallel mehrere
Behandlungsschritte durchgeführt werden (z. B. Psychotherapie,
Psychosoziale Interventionen, Coaching, Pharmakotherapie).
Die Wahl der Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der
Störung. Meist kann eine Therapie ambulant erfolgen. Eine
teilstationäre Therapie in einer Tagesgruppe oder in einer
Tagesklinik bzw. eine Heimunterbringung oder eine stationäre
Therapie ist vor allem bei einer besonders schwer ausgeprägten
Symptomatik, besonders schwer ausgeprägten komorbiden
Störungen (bspw. Störung des Sozialverhaltens), sowie
bei mangelnden Ressourcen in Kindergarten oder Schule oder besonders
ungünstigen psychosozialen Bedingungen notwendig. Eine nicht
genügend erfolgreiche ambulante Therapie kann
stationär oder teilstationär in einer Kinder- und
Jugendpsychiatrie fortgeführt werden.
Sonderfall: ADS/ADHS im Erwachsenenalter
Auch
Erwachsene können naturgemäß davon betroffen sein. Sie bemerken an sich
selbst eine Angst zu scheitern, bekommen ihren Alltag nicht geregelt,
alles belastet sie über Gebühr. Sie haben das schon lange Zeit, haben
aber nie den Weg zum Psychologen gefunden oder wissen, wo ihr Problem
liegt und können teilweise damit umgehen. Es gibt einige Hauptsymptome
wie
1) Unaufmerksamkeit
2) Hyperaktivität
3) Impulsivität
4) Vergesslichkeit und schlechtes Kurzzeitgedächtnis5) Wirkt zerstreut und chaotisch
6) Soziale Kontakte und Kommunikation sind oft erschwert
7) Eigensinnigkeit/Eigenbrötler
8) Motivationsschübe brechen zusammen
9) Mangelndes Selbstwertgefühl
10) Stimmungsschwankungen
11) Potenzial und Verwirklichung (Leistung) klaffen auseinander
12) Unstetigkeit im Job
13) Depressionen
14) Angststörungen
15) Zwangshandlungen
16) Sucht
In vielen Fällen liegen Kombinationen von zwei oder mehreren Störungen nebeneinander.
Die
Geschichte der Betroffenen ist durch Hyperaktivität und massive
Schulprobleme, Isoliertheit und Verhaltensauffälligkeiten
gekennzeichnet.
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Lernstörungen/Lernbehinderung
Der Begriff der Lernbehinderung
existiert seit etwa 1960. Seitdem gab es einige Versuche, den Begriff
zu definieren. Die eingängigste und plausibelste Definition
liefert Kanter mit der These, dass eine
Lernbehinderung ein „langandauerndes,
schwerwiegendes und umfängliches
Schulleistungsversagen“ bedeutet, das in der Regel
mit einer Beeinträchtigung der Intelligenz
einhergeht.
Für den Deutschen Bildungsrat kommen
für die Lernbehindertenschule solche Schülerinnen und
Schüler in Frage, bei denen
- langandauerndes und umfassendes
Schulleistungsversagen und
- Minderbegabung vorliegt,
und die deswegen in der Grundschule oder in der
Hauptschule nicht ausreichend individuell gefördert werden
können.
Allen bisherigen Definitionsversuchen gemein ist, dass
der Begriff der „Lernbehinderung“ nur im
schulischen Kontext gesehen wird, so dass lediglich ein kleiner
Ausschnitt des menschlichen Lernens darin widergespiegelt wird. Schröder
(1996) schlägt vor, die Fachterminologie der
Lernbehindertenpädagogik auf vier Begriffe zu begrenzen:
- Lernschwierigkeiten treten auf,
wenn schulische Leistungen (gleich in welcher Schulart) unterhalb
tolerierbarer Abweichungen von Bezugsnormen liegen.
- Lernbeeinträchtigungen
„sind deren spezielle Formen, wenn es um Lernanforderungen
der Grund- und Hauptschule [...] geht.“
- Lernstörungen als die
'geringere' Form der Lernbehinderung, bezogen auf die drei Dimensionen
Schwere, Umfang und Dauer.
- Lernbehinderung (und zwar wieder
nur im Sinne der Schule für Lernbehinderte) als
schwerwiegende, umfängliche und dauerhafte
Lernbeeinträchtigung.
Im Unterschied zu den Lernschwierigkeiten geht es
hierbei also um Probleme bei den von der Gesellschaft definierten
Mindestanforderungen.
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Sexueller Missbrauch
Was
sagt die Statistik zu diesem Thema? Ca. 300.000 Kinder werden pro Jahr
in Deutschland missbraucht. Schätzungen zufolge wird etwa jedes dritte
bis vierte Mädchen und jeder siebte bis zehnte Junge bis zum 18.
Lebensjahr einmal oder über Jahre hinweg missbraucht. Täter sind zu 98%
Männer, die aus dem engsten Umfeld des Kindes kommen. Durchschnittlich
65 %–70 % der drogensüchtigen Mädchen wurden als Kind sexuell
missbraucht.
1) Was versteht man unter sexuellem Missbrauch?
Damit
sind eindeutig sexuelle Handlungen eines Erwachsenen mit einem Kind
gemeint, wobei der Erwachsene das Kind als Objekt zur Befriedigung der
eigenen sexuellen Bedürfnisse benutzt. Der Täter handelt in der
Absicht, sich und/oder das Opfer sexuell zu erregen und einen Höhepunkt
zu erleben.
In
den meisten Fällen ist der Täter ein Mann, und zwar in 98 % der Fälle,
der dem Kind bekannt ist. Fast immer nutzt der Täter ein Macht- oder
Abhängigkeitsverhältnis durch familiäre oder schulisch-pädagogische
Positionen aus. Sexueller Missbrauch ist ein deutlicher Missbrauch von
Macht, den Stärkere gegenüber Schwächeren ausüben. Je näher der Täter
dem Kind steht, z.B. Vaterschaftsverhältnis, Freund der Mutter, Onkel,
Vetter, desto schlimmer wird das Kind in der Fähigkeit, Vertrauen zu
lernen, gehemmt.
Die
grundlegenden Bedürfnisse nach Schutz, Sicherheit, Bedeutung, Liebe,
Geborgenheit, Anerkennung und Vergebung werden zutiefst verletzt und
pervertiert. Die Voraussetzungen für seelische Gesundheit werden
zerstört.
2) Wie erkenne ich sexuellen Missbrauch?
Körperliche Symptome
Leider
sind eindeutige Hinweise sehr selten. Oft sind es vage Aussagen des
betroffenen Kindes, Aussagen anderer Beobachter oder eine
Schwangerschaft. Es gibt aber auch andere sichtbare Anzeichen, die
Missbrauch nahelegen. Zu den deutlichsten zählen körperliche Symptome:
Verletzungen im Genitalbereich, Kratzspuren, Prügelspuren,
Geschlechtskrankheiten. Der Kinderarzt sollte Auskunft geben können, ob
das Kind einen Unfall hatte oder durch Gewalt so zugerichtet wurde.
Emotionale und Verhaltensymptome
Eltern
sollten aufmerken, wenn ein Kind plötzlich sein Verhalten ändert, z.B.
apathisch wird, obwohl es vorher aufgeweckt war, hyperaktiv, obwohl es
vorher ruhig war, es plötzlich aufhört sich mitzuteilen oder an
schulischen oder außerschulischen Unternehmungen nicht mehr teilnimmt,
obwohl es früher mit Begeisterung dabei war. Auffällig sind auch Angst
vor Bad und Schlafzimmern, vor Nacktheit, Konzentrationsstörungen,
Schlafstörungen, Albträume, Tagträume, Abgleiten in Fantasiewelten,
nicht altersgemäße sexuelle Spiele bzw. sexualisierendes Verhalten,
Veränderungen der Essgewohnheiten wie nervöses, unkonzentriertes
Herumstochern im Essen, Essensverweigerung/Hungern oder aber auch
zwanghaftes, übermäßiges Essen. Es treten ferner auf:
Vertrauensverlust, Schuldgefühle, Schamgefühle, Ohnmacht, Angst,
Rückzugsverhalten, geringes Selbstbewusstsein, zwanghaftes Verhalten,
wie Wasch- und Duschzwänge. Wie kann man das erklären?
3) Das Unmögliche nicht erleben wollen
Sexueller
Missbrauch erschüttert das Vertrauen in die Umgebung und die eigene
Person sehr stark. Vertrauen heißt missbraucht werden und deshalb
misstrauen missbrauchte Kinder folglich ihrer gesamten Umgebung. Sie
unterliegen einem Redeverbot und verlieren deshalb auch das Vertrauen
in die eigene Kraft und betrachten sich als wehr- und wertlos.
Meistens
besteht eine Beziehung zwischen Opfer und Täter, die durch Vertrauen,
Angewiesensein und Zuneigung gekennzeichnet ist. Schuldig fühlen sich
die Kinder, weil sie denken, selbst Anlass zu dem sexuellen Missbrauch
gegeben zu haben oder sie bekommen sogar das Gefühl, selbst beteiligt
zu sein, da sie nicht nein sagen konnten, mitgemacht haben.
Ein
ganz normaler psychischer Prozess, denn betroffene Kinder mögen oder
lieben den Täter, suchen nach Entschuldigungen und Erklärungen für den
Missbrauch. Die betroffenen Mädchen schämen sich für alles, für die
ihnen zugefügten Verletzungen, für ihre Familie, für den Täter, sogar
für eigenes Dasein. Sie fühlen sich beschmutzt, benutzt, ekeln sich vor
sich selbst und empfinden eine große Hilflosigkeit: Sie werden gerade
von dem gepeinigt, der ihnen eigentlich Schutz geben, sie anleiten und
erziehen soll.
Missbrauchsopfer
verlieren meist völlig das Recht auf Selbstbestimmung, ihr Wille wird
konstant gebrochen. Sie müssen blind gehorsam sein und schweigen. Angst
wird zum dominierenden Gefühl: Angst vor sexuellen Angriffen, Angst vor
Aufdeckung des Geheimnisses, vor Rufverlust für die Familie, vor der
Umwelt, vor Verlust von Liebe.
Die
Ausweglosigkeit führt zu komplizierten psychischen
Zerspaltungsmechanismen, die den Körper zu etwas Fremdem, Leblosem,
Nichtdazugehörigem machen. Es findet eine Art Schizophrenisierung der
Psyche statt, denn es passiert etwas, das nicht passieren darf, mit
einem Körper, den die Betroffene gar nicht mehr kennen will. Das
geteilte Selbst sucht sich Schutzräume und findet fast keine. Dort, wo
es sich verstecken kann, hinter einem innerlichen Schutzwall, versucht
es, nicht zugänglich zu sein für den Missbrauch, verliert aber auch die
positiven Kontakte zu anderen. Das gesamte emotionale Erleben ist
massiv erschüttert und gestört.
4) Die Folgen des Missbrauchs
- Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen
- Sprachstörungen und Legasthenie
- Hauterkrankungen
- Bauchschmerzen und Unterleibsschmerzen
- Schwangerschaften
- Blutungen
- Lähmungen
- Magersucht
- Esssucht
- Autoaggressionen
- Drogen- und Alkoholabhängigkeit
- Selbstverstümmelung
(brennende Zigaretten auf der Haut ausdrücken, sich Schnitte
beibringen, sich durch Schmerz spüren, Blut sehen)
- Suizidversuche
- Arbeitssucht
(zum Ausgleich des verletzten Selbstwertgefühls, extreme
Leistungsorientierung, frühe finanzielle Unabhängigkeit vom Elternhaus)
- Einzelgängertum und Misstrauen
- distanzloses Verhalten
- frühe Heirat
- Streunen, Weglaufen aus dem Elternhaus
- Sicherheitsgefühl durch Gruppen- zugehörigkeit bei gleichzeitig ängstlichem Verhalten im Einzel- kontakt
- auffälliges Verhalten gegenüber be- stimmten Männer- und Frauentypen
- altersunangemessenes Sexualverhalten (bei Mädchen extrem sexualisiertes Verhalten gegenüber Männern)
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Mukoviszidose
(pgk-Deutsches Grünes Kreuz) Schätzungen
zufolge sind etwa 80.000 Menschen in Europa und Nordamerika betroffen.
In Deutschland leben rund 8.000 bis 10.000 vor allem junge Menschen mit
der bis heute unheilbaren und letztlich tödlich verlaufenden Krankheit.
Jedes Jahr kommen rund 300 Kinder
mit Mukoviszidose auf die Welt.
Die Symptome
Mukoviszidose-Patienten
leiden unter Atemnot und sind empfindlich für Infektionskrankheiten.
Die Symptome werden oft mit Keuchhusten, Asthma, Bronchitis oder
Zöliakie verwechselt. So liegt die Dunkelziffer ungefähr bei 50 Prozent.
Die Ursachen
Die
Krankheit wird durch einen Gendefekt hervorgerufen und tritt nur auf,
wenn beide Eltern die Anlage vererben. Die Betroffenen haben im Bauplan
ihrer Zellen ein fehlerhaftes Gen, das der Körper braucht, um den
Schleim im Darm und in den Lungenbläschen flüssig zu halten:
Das sogenannte CFTR-Gen (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator =
Regulator der Transmembran-Leitfähigkeit bei cystischer Fibrose) ist ein Eiweiß, das den
Ionentransport
von Chlorid und Natrium reguliert. Ein Fehler auf dem Chromosom 7 ist
Ursache für die Störung des Salz- und Wassertransports in die
Körperzellen: Es bildet sich ein ständig zähflüssiges Sekret. Organe
wie die Lunge, Bauchspeicheldrüse, Leber oder Darm werden so regelrecht
vom Schleim verklebt und irreparabel geschädigt. Nach und nach geht den
Betroffenen buchstäblich die Kraft zum Atmen aus.
Die Diagnosemöglichkeiten und Lebenserwartung
Mukoviszidose
lässt sich relativ einfach durch den sogenannten Schweißtest in einer
Kinderklinik oder durch eine genetische Untersuchung diagnostizieren.
Schon im Mutterleib kann man per Ultraschall erste Hinweise auf eine
Mukoviszidose finden: Veränderungen in Bauchspeicheldrüse und Darm oder
ein diagnostizierter Mekoniumileus (Darmverschluss mit dem sogenannten
Kindspech). Weitere Verdachtsmomente beim Neugeborenen sind
Gedeihstörungen,
starkes Untergewicht, Verdauungsprobleme, fettige Stühle und/oder Verstopfung
oder Lungenentzündungen, die bereits im Säuglingsalter auftreten.
Dank
immer früherer Diagnose und fortgeschrittener Therapien steigt die
Lebenserwartung der Betroffenen kontinuierlich. Noch vor 20 Jahren
starben die meisten Patienten im Kindesalter.
Während 1980 nur einer von hundert Betroffenen die Volljährigkeit erreichte, sind es
heute fast 50 Prozent. Ein heute Neugeborenes mit Mukoviszidose hat die Chance, 50 Jahre
und älter zu werden.
Wie wird Mukoviszidose behandelt?
Grundpfeiler der Behandlung ist zum einen das Ausscheiden des Schleims (Sekretelimination)
mit
Hilfe von Krankengymnastik und Inhalationstherapie. Des Weiteren ist
die Therapie der häufigen Atemwegsinfektionen durch Antibiotika und
eine ausreichende Zufuhr von Nährstoffen, Energie und Vitaminen
wichtig. Außerdem müssen die fehlenden Enzyme der
Bauchspeicheldrüse
ersetzt werden. Wenn die Lunge schwer betroffen ist, kann eine Sauer-
stoff-Therapie hinzukommen. Ziel ist es, Mangelzustände auszugleichen,
Fehlfunktionen zu kompensieren, Organzerstörung und Funktionsausfall zu
vermeiden.
Was kann man selbst tun?
Mukoviszidose-Betroffene
profitieren von Bewegung, Spiel und Sport. Auch wissenschaftliche
Untersuchungen widmen sich immer häufiger der Frage, ob durch
sportliche Aktivitäten möglicherweise das Fortschreiten der
Lungenschädigung verlangsamt werden kann.
Eine sinnvolle
medizinische Behandlung schließt auch Rehabilitationsmaßnahmen in
spezialisierten Einrichtungen am Meer oder in den Bergen ein
(Klimatherapie). Bekannte Zentren gibt es zum Beispiel auf Amrum,
Borkum, Norderney, Davos, Berchtesgaden oder De Haan (Belgien). Auch
das Klima auf Gran Canaria, Mallorca, Fuerteventura oder in Israel ist
hilfreich.
Die vorteilhafte Wirkung des Meeresklimas für die Atemwege ist schon seit Jahrhunderten
bekannt. Mit einem Mineraliengehalt von 30 Prozent ist das Wasser des Toten Meeres
zehnmal salziger als das Mittelmeer. Da die Luft am Toten Meer zudem bromhaltig ist, ist
ein Kuraufenthalt besonders für Kinder förderlich. Zusätzlich ist das Klima warm und trocken und die Luft nahezu allergenfrei.
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SELBSTVERLETZUNGEN / RITZEN / SUICIDVERSUCHE
Ist jeder Ritzversuch von Schülern ein Hinweis auf eine psychische
Erkrankung? Sicher nicht. Oft sind es nur Hilferufe nach mehr
Aufmerksamkeit, weil etwas in der Betreuung nicht ausreicht oder das
Kind einen gesteigerten Betreuungsbedarf hat. Vorsicht ist geboten,
wenn Auffälligkeiten und Ströungen im psychischen Erleben
auftreten.
Versuchen
Kinder, Jugendliche ihre Verhältnisse durch Schmerz
erträglicher zu machen oder die auftauchenden negativen Gefühle durch
Schmerz zu lindern, sind Differentialdiagnosen bei Psychiatern und
Psychologen erforderlich.
Ein
Forscherteam aus Mannheim und Heidelberg hat Hinweise darauf gefunden,
warum Selbstverletzungen Patienten mit Borderline-Störung helfen,
intensive Emotionen zu lindern. Solche Patienten empfinden häufig
extreme positive und negative Gefühle und haben Schwierigkeiten, diese
in den Griff zu bekommen. Wie die Wissenschaftler vom Zentralinstitut
für seelische Gesundheit in Mannheim nun zeigen konnten, dämpfen
Schmerz-, aber auch Wärmereize offenbar die überschießenden Reaktionen
des Gefühlszentrums im Gehirn der Betroffenen. Dies könnte dazu
beitragen, die Mechanismen der Emotionsregulation genauer zu verstehen
und sie möglicherweise auch zu beeinflussen.
Patienten
mit einer Borderline-Störung nutzen häufig ungewöhnliche Methoden, um
ihre starken negativen Gefühle in den Griff zu bekommen: Sie ritzen
sich die Arme auf, trinken schädliche Substanzen oder verletzen sich
mit einer brennenden Zigarette. Die Betroffenen berichten, dass dieses
selbstverletzende Verhalten ihnen Erleichterung verschafft und ihren
negativen Gefühlszustand lindert. Aber auch hier gibt es
"Trittbrettfahrer", die das nur tun, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder
ihren Status in der Peer-Group/Gruppe der Gleichaltrigen zu erhöhen.
Die
Forscher um Inga Niedtfeld untersuchten mit Hilfe der
Magnet-Resonanztomographie (MRT), welche Regionen im Gehirn von
Borderline-Patientinnen beim Betrachten negativer und neutraler Bilder
aktiviert werden. Nach jeweils einigen Sekunden des Bilderbetrachtens
folgte ein Wärmereiz, der entweder nicht schmerzhaft war oder eine für
die entsprechende Probandin schmerzhafte Temperatur errLiegt keine
Diagnose und nichts Greifbares vor (ADS/ADHS, Hyperaktivität), die
Konzentrationsleistungen sind jedoch auffällig, sollten Eltern
unbedingt zunächst an eine massive Reizüberflutung durch Medien, PC,
Gameboys etc. denken. Das gesunde Gleichgewicht zwischen Hausaufgaben,
Konzentration und Bewegung ist oft nicht gegeben. Vielmehr sitzen die
Kinder viel zu lange vor dem PC oder dem Fernsehgerät, werden dabei mit
Themen konfrontiert, die sie noch nicht richtig verstehen und
verarbeiten können. Oder sie spielen PC Games, die ihrer kindlichen
Psyche nicht zuträglich sind - zu brutal, zu reizstark etc.
An
zweiter Stelle sollten Eltern an psychische Probleme bei ihren Kindern
denken. Die Kinderpsyche ist sehr sensibel und verletzbar. Kinder (und
auch Jugendliche) sind meitens nicht in der Lage, ihre psychischen
Probleme oder Stressfaktoren mit Worten zum Ausdruck zu bringen.
Aufällig ist allein das Verhalten, die mangelnde Konzentration.
Manchmal sind die Ursachen einfach nicht greifbar, auch damit müssen
Eltern eine Zeitlang leben.
Als Gegenmaßnahmen bieten sich
gemeinsame und konzentrationsfördernde Spiele an. Auch
Konzentrationsübungen, Entspannungen, Phantasiereisen und Erlernen von
Lern- und Konzentrationsprozessen sind wichtig. Es darf dabei keine
neue starke Belastung auftreten.eichte. Die
Hirnaktivität wurde dabei weiterhin aufgezeichnet. Zusätzlich
analysierten sie die Reaktion des Gehirns auf einen Wärmereiz, der
entweder nicht schmerzhaft war oder eine für die Probanden schmerzhafte
Temperatur erreichte. An der Untersuchung nahmen 23
Borderline-Patientinnen und 26 gesunde Frauen als Kontrollgruppe teil.
Die
Analyse der Gehirnbilder ergab zunächst, dass bei Patientinnen mit
Borderline-Störung im Vergleich zur Kontrollgruppe Hirnregionen stärker
aktiviert waren, die an emotionalen Reaktionen beteiligt sind – und
zwar sowohl bei negativen als auch bei neutralen Bildern. Diese
Regionen umfassten die Amygdala, die Insula und das vordere Cingulum.
Der Amygdala wird allgemein eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung
negativer Gefühle zugeschrieben. Dieser Zusammenhang fand sich auch
hier: Je aktiver die Amygdala der Probandinnen im Versuch war, desto
größere Schwierigkeiten hatten sie, negative Gefühle zu regulieren.
Überraschenderweise
wirkten sowohl die schmerzhaften als auch die nicht schmerzhaften
Wärmereize diesem Effekt entgegen: Sie unterdrückten die Aktivierung
der Amygdala. Dieser Effekt ließ sich in beiden Untersuchungsgruppen
beobachten, war jedoch bei den Borderline-Patientinnen stärker. „Die
Ergebnisse lassen sich mit der Annahme vereinbaren, dass schmerzhafte
Reize Borderline-Patienten Erleichterung verschaffen können, weil sie
die für Emotionen zuständigen Hirnregionen hemmen“, schreibt John
Krystal, Herausgeber der Zeitschrift „Biological Psychiatry“, in einem
Kommentar. Das Verständnis dieser Mechanismen könnte dazu beitragen,
Strategien zu entwickeln, mit denen die Betroffenen ihre intensiven
Gefühle in den Griff bekommen können, ohne sich dabei selbst zu schaden.
Suizidversuche:
Die Rate der Selbstmordversuche scheint bei männlichen Jugendlichen und
jungen Männern unverändert, bei weiblichen Jugendlichen ist sie jedoch
deutlich angestiegen. Langzeitaussagen können noch nicht getroffen
werden, auch müssen so genannte Kohorteneffekte immer wieder dabei
berücksichtigt werden (Besonderheiten bestimmter Geburtsjahrgänge).
Neben der Zunahme von Suizidversuchen bei weiblichen Jugendlichen wird
eine Zunahme des sog. Verbalsuizids bei Kindern und Jugendlichen
beobachtet. Dies ist die Bereitschaft von Kindern und Jugendlichen,
Suiziddrohungen auszusprechen und damit ihre Umgebung zu irritieren.
Jugendliche mit einer Borderline-Störung leiden an geringem
Selbstwertgefühl, Gefühlsschwankungen und starken Abneigung gegen sich
selbst. Der tiefe Hass gegen den eigenen Körper reicht von
Selbstverletzungen bis zu Suizidversuchen. Therapien sind hier
schwierig.
Der Anlass kann für Eltern und Außenstehende harmlos oder nichtig
erscheinen, für das Kind oder den Jugendlichen jedoch von größter
Bedeutung sein (Beispiel: weggelaufener Hund, nicht erfüllter
Geschenkwunsch etc.). Die Motive sind tiefgreifender und kennzeichnen
mehr die innere Erlebnisgeschichte als äußere Gegebenheiten. Subjektiv
erlebte Kränkungs- und Entbehrungssituationen, vor allem bei Kindern
Wünsche nach Wiedervereinigung mit einer toten Bezugsperson sind ein
Appell an die Umgebung, der auf die eigene Befindlichkeit und Situation
hinweisen soll (Hilfeschrei). Emotionale Mangelsituationen und
Konflikte, disziplinarische Krisen und chronische Belastungen in
Elternhaus und Schule weisen oft weit in die dem Suizidversuch
vorausgehende Erlebnisgeschichte zurück. Henseler beschreibt den Vorgang
der "narzißtischen" Kränkung und Entwicklung eines gestörten
Selbstwertgefühls suizidgefährdeter Jugendlichen, gekennzeichnet durch
raschen Wechsel von Gefühlen des Gehobenseins und der
Selbstüberschätzung mit Phasen von extremer Niedergeschlagenheit.
Sexueller Missbrauch spielt bei 60% von Borderline-Patienten eine Rolle.
Ambulante Behandlungen sind oft nicht ausreichend.
Belastende familiäre Ereignisse ("Life events") nehmen eine zentrale
Stellung in der Enstehungsgeschichte kindlicher und jugendlicher
Suizidhandlungen ein. Dazu gehört auch die Vermeidung eines drohenden
Verlusts eines Elternteils, z.B. durch Scheidung. In der Endphase findet
sich oft eine aktuelle Häufung der Probleme und eine Zunahme der
inneren und äußeren Abkapselung.
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Konzentrationsschwäche
Liegt
keine Diagnose und nichts Greifbares vor (ADS/ADHS, Hyperaktivität),
die Konzentrationsleistungen sind jedoch auffällig, sollten Eltern
unbedingt zunächst an eine massive Reizüberflutung durch Medien, PC,
Gameboys etc. denken.
Das
gesunde Gleichgewicht zwischen Hausaufgaben, Konzentration und Bewegung
ist oft nicht gegeben. Vielmehr sitzen die Kinder viel zu lange vor dem
PC oder dem Fernsehgerät, werden dabei mit Themen konfrontiert, die sie
noch nicht richtig verstehen und verarbeiten können. Oder sie spielen
PC Games, die ihrer kindlichen Psyche nicht zuträglich sind - zu
brutal, zu reizstark etc.
An
zweiter Stelle sollten Eltern an psychische Probleme bei ihren Kindern
denken. Die Kinderpsyche ist sehr sensibel und verletzbar. Kinder (und
auch Jugendliche) sind meitens nicht in der Lage, ihre psychischen
Probleme oder Stressfaktoren mit Worten zum Ausdruck zu bringen.
Aufällig ist allein das Verhalten, die mangelnde Konzentration.
Manchmal sind die Ursachen einfach nicht greifbar, auch damit müssen
Eltern eine Zeitlang leben.
Als
Gegenmaßnahmen bieten sich gemeinsame und konzentrationsfördernde
Spiele an. Auch Konzentrationsübungen, Entspannungen, Phantasiereisen
und Erlernen von Lern- und Konzentrationsprozessen sind wichtig. Es
darf dabei keine neue starke Belastung auftreten.